Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_132
DOI: 10.1055/s-0032-1314629

Empowerment und Selbstwirksamkeit sind mit einer positiven Einstellung zur Insulintherapie assoziiert

D Ehrmann 1, N Bergis 1, B Kulzer 1, N Hermanns 1, T Haak 1
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany

Einleitung: Eine negative Einstellung zur Insulintherapie kann eine bedeutsame Barriere für eine erfolgreiche Diabetestherapie darstellen. Dies kann man sowohl bei Typ-1 als auch Typ-2-Diabetikern beobachten. Die negative Einstellung führt häufig zu mangelnder Adhärenz und hat somit direkte Folgen auf den Blutzuckerverlauf und die Lebensqualität. Diese Studie untersucht die Zusammenhänge zwischen der Einstellung zur Insulintherapie und dem Ausmaß an Empowerment und Selbstwirksamkeit bei insulinbehandelten Diabetespatienten.

Methode: An der Studie nahmen 346 Patienten teil (Alter 52,2±14,4J.; 57% Typ-1-Diabetes; 58% männlich; HbA1c 8,2±1,4%; Diabetesdauer 16,2±11J.). Die Patienten bearbeiteten den „ITEQ-Fragebogen“, der aus 8 Subskalen (Freizeit, Barrieren, Kontrolle, Gewicht, Handhabung, Unabhängigkeit, Schlaf, Zufriedenheit) besteht, für die ein Gesamt-Skalenwert gebildet werden kann. Höhere Werte des ITEQ (Range: 0 bis 100) bedeuten eine positivere Einstellung zur Insulintherapie. Zusätzlich wurde der „Empowerment-Fragebogen“ und ein Fragebogen zu Messung der „Selbstwirksamkeit“ eingesetzt.

Ergebnisse: Typ-1-Diabetiker hatten insgesamt eine signifikant positivere Einstellung zur Insulintherapie als Typ-2-Diabetiker (67,7±10,8 vs. 64,9±11,6, p<0,05). Bei beiden Gruppen ergaben sich signifikante Korrelationen der ITEQ-Subskalen mit „Empowerment“ und „Selbstwirksamkeit“: Eine höhere Ausprägung bei „Empowerment“/“Selbstwirksamkeit“ ging einher mit weniger Barrieren der Insulintherapie (Typ-1: 0,28/0,19; Typ-2: 0,24/0,18), weniger negativer Auswirkungen auf den Alltag und die Freizeitgestaltung (Typ-1: 0,36/0,14; Typ-2: 0,32/0,17), besserer Handhabung der Insulintherapie (Typ-1: 0,36/0,28; Typ-2: 0,25/0,22), besserer Kontrollierbarkeit des Blutzuckers durch die Insulintherapie (Typ-1: 0,39/0,24; Typ-2: -), mehr Unabhängigkeit (Typ-1: 0,16/-; Typ-2: -/0,15), besserer Schlafqualität (Typ-1: 0,27/0,23; Typ-2: 0,24/0,19) und einer größeren Zufriedenheit bei Typ-1-Diabetikern (r=0,37/0,26). Eine erhöhte Selbstwirksamkeit war bei den Typ-2-Diabetikern mit einer höheren Zufriedenheit bezüglich der Gewichtskontrolle korreliert (r=0,15). Der Gesamt-Skalenwert war ebenfalls größer, wenn mehr „Empowerment/Selbstwirksamkeit“ berichtet wurde (Typ-1: 0,45/0,27; Typ-2: 0,3/0,28).

Schlussfolgerung: Es zeigt sich, dass Empowerment und Selbstwirksamkeit bedeutsam mit der Einstellung zur Insulintherapie assoziiert sind. Schulungsmaßnahmen sollten daher darauf abzielen, das Empowerment und die Selbstwirksamkeit von Menschen mit Diabetes zu stärken, um eine negative Einstellung zur Insulintherapie zu verhindern. Die Patienten sollten zum einen lernen, wie sie im Alltag mit ihrem Diabetes und der Insulintherapie möglichst eigenständig zurechtkommen (Empowerment), zum anderen sollte auch das Vertrauen der Patienten in sich selbst gestärkt werden, die dazu notwendigen Maßnahmen korrekt umsetzen zu können (Selbstwirksamkeit).