Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_128
DOI: 10.1055/s-0032-1314625

Vergleich der Effekte von zwei Krafttrainingsmethoden als spezifische Trainingsintervention bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2– Hypertrohpiekrafttraining versus Kraftausdauertraining

A Hillebrecht 1, 2, S Zeißler 3, T Frech 2, M Rechner 2, U Haas 4, FC Mooren 2, D Hamar 3
  • 1Volkswagen AG, Gesundheitswesen, Bauntal, Germany
  • 2Institut für Sportwissenschaften der JL-Universität, Sportmedizin, Gießen, Germany
  • 3Comenius University, Faculty of Physical Education and Sports, Bratislava, Slovakia
  • 4Institut für Molekulare Medizin Universität Lübeck, Lübeck, Germany

Fragestellung: Die rasante Zunahme der Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 ist ein weltweites Problem. Eine Lebensstilintervention mit regelmäßiger körperlicher Betätigung spielt eine wesentliche therapeutische Rolle, was auch in den aktuellen Leitlinien berücksichtigt wurde. Es wird hierbei ein Krafttraining oder ein aerobes Ausdauertraining empfohlen, wobei die Studienlage insgesamt noch als unzureichend bewertet werden muss.

In dieser Studie soll daher untersucht werden, in wie weit eine Senkung des HbA1c mit einem Krafttraining im Hypertrophiebereich oder einem gerätegestützten Kraftausdauertraining möglich ist.

Methodik: In der Untersuchung wurden 90 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in 3 Gruppen randomisiert (Alter 48–77 Jahre). Die Gruppe 1 (WKG) diente als Wartekontrollgruppe. Die Interventionsgruppen absolvierten ein spezifisches Krafttraining zweimal pro Woche- Gruppe 2 (GR2) ein Hypertrohietraining mit 10–12 Wiederholungen, Gruppe 3 (GR3) ein Kraftausdauertraining mit 25–30 Wiederholungen mit einer vierwöchigen Eingewöhnungs- und fünfmonatigen Trainingsphase. Die Medikamentenanamnese und die HbA1c-Werte wurden vor Beginn (MZP1), direkt nach Ende der sechsmonatigen Sportintervention (MZP2) und nach einem follow-up von weiteren 6 Monaten (MZP3) bestimmt.

Ergebnisse: Die Drop-out-Rate des Gesamtkollektivs betrug im Interventionszeitraum (MZP1 bis MZP2) 15,6%, in der WKG 23,3%, der GR2 13,3% und der GR3 10,0%.

In der WKG erfolgte durch den behandelnden Hausarzt bei einem Pat. eine Medikamentenerhöhung, in den GR2 und GR3 bei jeweils sechs Pat. eine Medikamentenreduktion. Der HbA1c der WKG stieg im sechsmonatigen Interventionszeitraum nicht signifikant um absolut 0,1%. In Gruppe GR2 zeigte sich eine Absenkung des HbA1c von 6,73% auf 6,44% (p<0,001). In der Gruppe GR3 maßen wir eine Absenkung des HbA1c von 6,99% auf 6,38% (p<0,001). Der Unterschied zwischen den Gruppen GR2 und GR3 war bei tendenziell stärkerer Absenkung des HbA1c in der GR3 nicht signifikant. Der Vergleich des HbA1c-Verlaufs zwischen MZP1 und MZP3 der beiden Interventionsgruppen zeigte einen sehr signifikanten Unterschied (p=0,003) mit höherer HbA1c-Reduktion in der Kraftausdauergruppe.

Schlussfolgerungen: Die beiden Interventionsgruppen zeigten nach der erfolgten spezifischen Sportintervention eine signifikante Senkung des HbA1c-Werts, so dass beide Krafttrainingsformen als Sportintervention bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 als geeignet erscheinen. Aufgrund der Überlegenheit der HbA1c-Reduktion der Kraftausdauer- gegenüber der Hypertrophietrainingsgruppe vor allem im Langzeitvergleich würden wir die Durchführung eines Kraftausdauertraining bevorzugen. Zur Evaluation des optimalen Trainingsumfanges sind jedoch noch weitere Untersuchungen anzustreben.