Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_120
DOI: 10.1055/s-0032-1314617

Wie häufig werden Patienten im Durchschnitt pro Behandlungsjahr geschult? Darstellung der Schulungshäufigkeit bezüglich Alter, Diabetesdauer und Migrationshintergrund bei 26994 Patienten unterschiedlicher Altersgruppen mit Typ 1-Diabetes mellitus aus der DPV-Datenbank

K Molz 1, W Marg 2, K Lange 3, B Bartus 4, J Herwig 5, C Vogel 6, D Krakow 7, N Nellen-Hellmuth 8 RW Holl 1, für die DPV-Initiative und das Kompetenznetz Diabetes mellitus, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • 1Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
  • 2Klinikum Bremen Mitte, Bremen, Germany
  • 3MHH, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 4Olgahospital Kinderklinik, Stuttgart, Germany
  • 5Unikinderklinik Frankfurt, Zentrum für Kinderheilkunde, Frankfurt, Germany
  • 6Klinikum Chemnitz gGmbH – Kinderklinik, Chemnitz, Germany
  • 7Forchheim Diabetespraxis, Forchheim, Germany
  • 8Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany

Fragestellung: Regelmäßige Schulungen von Patienten und gegebenenfalls deren Angehörigen sind ein unverzichtbarer Bestandteil in der Diabetestherapie. Ziel der vorliegenden Auswertung über die DPV-Datenbank war es, die Schulungshäufigkeit bezüglich Alter, Diabetesdauer, Migrationshintergrund und Therapieform unter Alltagsbedingungen bei Patienten mit Typ1-Diabetes darzustellen.

Methoden: Anonymisierte Verlaufsdaten zum Diabetes mellitus werden anhand der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation standardisiert und prospektiv erhoben. Aktuell liegen Daten von 260920 Patienten mit Diabetes (2099526 Kontakttermine) aus 364 Zentren vor. In die vorliegende Auswertung gingen Patienten mit Typ 1-Diabetes mellitus des Behandlungsjahres 2010 ein. Die deskriptive Statistik wurde mit SAS 9.2 durchgeführt.

Ergebnisse: Im Behandlungsjahr 2010 wurden 26994 Patienten mit Typ1-Diabetes dokumentiert (52% männl.; medianes Alter: 14,2 Jahre, Q1– Q3: 10,3–18,0 Jahre). Sie nahmen an insgesamt 14758 Schulungen teil. Pro Patient ergeben sich somit 0,55 Schulungsmaßnahmen pro Jahr. Pädiatrische Patienten (<18 Jahre, entspricht 10376 Schulungen) wurden häufiger stationär geschult (53,8%), die erwachsenen Patienten (≥18 Jahre, entspricht 4382 Schulungen) häufiger ambulant (52,6%). Bei den unter 18-jährigen wurden zu 57% die Patienten selber und zu 43% die Angehörigen geschult. Die Schulungen bei den über 18-jährigen verteilen sich folgendermaßen: Patienten 87%, Angehörige 13%. Aufgeteilt nach der Diabetesdauer wird sichtbar, dass Patienten mit einer kürzeren Diabetesdauer häufiger pro Jahr geschult wurden, als Patienten mit einer längeren Diabetesdauer (bis 1 Jahr 0,77-mal, bis 2 Jahre 0,53-mal, >2 Jahre 0,50-mal). Patienten mit Migrationshintergrund (N=4023) nahmen durchschnittlich an 0,47 Schulungen teil, Patienten ohne Migrationshintergrund (N=22971) an 0,56 Schulungen. Bezüglich der Therapieform zeigt sich, dass Patienten mit Injektionstherapie (N=18249) durchschnittlich 0,57-mal pro Jahr geschult wurden, Patienten mit Pumpentherapie (N=8745) 0,50-mal. Zentrumseigene Schulungsmaterialien wurden zu 63% verwendet, publizierte Schulungsprogramme zu 37%.

Schlussfolgerung: Diese mithilfe der DPV-Software multizentrisch erhobenen standardisierten Diabetesdaten stehen für die Bewertung des Versorgungssystems oder für Kostenanalysen zur Verfügung. In der Datenbank werden alle diabetesrelevanten Outcomes (zum Beispiel Stoffwechseleinstellung, BMI, akute und chronische Komplikationen) dokumentiert. So können Analysen zur Wirksamkeit von Schulungsmaßnahmen durchgeführt und Vergleiche mit Vorgaben im DMP (Disease-Management-Programm) oder anderen Regelungen ermöglicht werden.