Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_116
DOI: 10.1055/s-0032-1314613

Urogenitalinfektionen bei Diabetes mellitus Typ 2 sind häufig und in der Regel einfach zu behandeln

ER Weissenbacher 1, 2
  • 1Klinikum der Universität München, Leiter der Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Germany
  • 2European Society for Infectious Diseases in OB/GYN, München, Germany

Die erhöhte Immunabwehrschwäche stellt für Diabetiker eine besondere Herausforderung dar, sie haben u.a. ein höheres Risiko an Urogenitalinfektionen zu erkranken als Nicht-Diabetiker. Als pathogenetische Faktoren werden die neutrophile Dysfunktion und eine verstärkte Adhärenz der Erreger an die Zellen des Urogenitals diskutiert – durch die unzureichende Stoffwechseleinstellung.

Mittels eines Fragebogens, der im Zeitraum von September bis November 2011 an Hausärzte per Post verschickt wurde, haben wir untersucht, wie viele Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 von Urogenitalinfektionen betroffen sind.

Der Fragebogen umfasste 18 Fragen und wurde an 1194 diabetologisch tätige Hausärzte im gesamten Bundesgebiet versendet. Die Fragen bezogen sich auf die Prävalenz, Geschlechterverteilung, Schweregrad und Verlauf von Urogenitalinfektionen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Der Rücklauf betrug 120 Fragebögen, von denen 85 verwertbar waren und in die Auswertung einflossen. Insgesamt werden von den 85 Hausärzten 51723 Patienten pro Jahr mit Diabetes mellitus Typ 2 behandelt (Mittelwert 609). Davon treten pro Jahr bei 14% behandlungsbedürftige Urogenitalinfektionen auf, wobei Harnweginfektionen mit 81% gegenüber Genitalinfektionen mit 15,7% überwiegen. Insgesamt sind Frauen sowohl bei Harnweginfektionen (73,9%) als auch bei Genitalinfektionen (63,7%) häufiger betroffen als Männer. Eine Überweisung zum Spezialisten ist nur bei 12,9% der Patienten erforderlich (64,3% Harnweginfektionen; 35,7% (Genitalinfektionen). Die Erhebung ergab, dass 81% der Infektionen als einfach zu behandeln eingeordnet werden, 17% der Patienten hatten rezidivierende Infektionen mit mehr als 4 Attacken, davon 84,7% Harnweginfektionen und 15,3% Genitalinfektionen. Bei nur 3,3% der Patienten kommt es zu einem schwereren Verlauf, z.B. Pyelonephritis.

Die Auswertung zeigte, dass Urogenitalinfektionen eine häufige Komplikation des Diabetes mellitus Typ 2 sind, wobei Frauen stärker betroffen sind als Männer und die Mehrzahl der Infektionen in der Regel einfach zu behandeln ist und nicht zu schweren Verläufen führt.