Einleitung/Fragestellung: Typ 1-Diabetes ist charakterisiert durch einen weitgehenden („absoluten“) Insulinmangel,
während bei Typ 2-Diabetes unterschiedliche Grade eines Insulinsekretions-Defizits
vorliegen können. C-Peptid, das zweite Bruchstück von Proinsulin, ist ein Parameter,
der die endogene Insulinsekretions-Kapazität widerspiegelt. Es sollte getestet werden,
inwieweit C-Peptid-Konzentrationen im Nüchternserum und davon abgeleitete Parameter
eine sichere Unterscheidung von Typ 1- und Typ 2-Diabetes erlauben.
Patienten/Methodik: 1144 Patienten mit Typ 1- (Männer/Frauen: 191/112 Alter: 50±18J.; HbA1c: 8,4 ±2,2%; Diabetesdauer: 13±13J.; BMI: 26,3±5,2kg/m2; Mittelwert±SD) und Typ 2-Diabetes (Männer/Frauen: 495/346 Alter: 63±13J.; HbA1c 8,3±1,8%; Diabetesdauer 12±10J.; BMI 32,4±6,5kg/m2) wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten in die vorliegende retrospektive Analyse
eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde (a) C-Peptid im Nüchternserum zeitgleich
mit Blutglukose (Vollblut) bestimmt. (b) C-Peptid/Glukose-Verhältnisse, und der (c)
HOMA-β-Index (basierend auf C-Peptid- und Blutglukose-Messungen; HOMA-ßCP) wurden bestimmt. Der Anteil von Patienten mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes in Dezilen
der o.g. Parameter wurde ermittelt. Eine „Receiver-Operator-Curve“ (ROC-)-Analyse
zur univariaten Vorhersage des Diabetestyps aus den genannten Parametern wurde durchgeführt
und ergänzt durch eine multivariate Regressions-Analyse (einschließlich anderer Faktoren
wie Alter, BMI, Erkrankungsalter, positiver GAD-Antikörper, schwerer Hypoglykämien
im vergangenen Jahr, Insulindosierung).
Ergebnisse: Bei niedrigem C-Peptid überwog ein Typ 1-Diabetes, bei hohen Werten ein Typ 2-Diabetes
(p=0,0001). Ähnliche Beziehungen bestanden hinsichtlich C-Peptid/Glukose-Verhältnis
und HOMA-ßCP. ROC-Analysen ergeben eine AUC der ROC Kurven von 0,885 (C-Peptid), 0,887 (C-Peptid/Glukose-Verhältnis)
und 0,840 (HOMA-ßCP). In univariaten (korrigiertes r2=0,142 –0,198) und multiplen Regressionsanalysen (korrigiertes r2=0,398 –0,408) haben alle drei Parameter einen ähnlichen Vorhersagewert für die Unterscheidung
der Diabetestypen.
Schlussfolgerungen: Die Messung des C-Peptids im Nüchternzustand ist geeignet, Hinweise zum Diabetestyp
zu geben, aber es gibt einen Überlappungsbereich, in dem eine Zuordnung nicht möglich
ist. Die Verwendung von abgeleiteten Parametern wie C-Peptid/Glukose-Verhältnis und
HOMA-ßCP erlaubt keine bessere Zuordnung. Die Einbeziehung anderer, klinischer und Labor-chemischer
Parameter verbessert die Vorhersage, ohne eine absolute Zuordnung zu ermöglichen.