Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_106
DOI: 10.1055/s-0032-1314603

GestDiab – Praxisregister diabetischer Schwangerschaften: Ergebnisse bei Typ 1 und Typ 2 Diabetes 2010

H Adamczewski 1, M Kaltheuner 2, L Heinemann 3
  • 1Diabetes Schwerpunktpraxis Köln Ost, Köln, Germany
  • 2Gemeinschaftspraxis Kaltheuner – von Boxberg, Diabetologie, Leverkusen, Germany
  • 3WINDIAB, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Ziel von GestDiab ist, die Qualität des Versorgungsprozesses bei Diabetischen Schwangerschaften (Schw.) in Diabetes-Schwerpunktpraxen (DSPen) in einem Register abzubilden, rückzuspiegeln und hierdurch zu verbessern.

Methodik: Von den in den Jahren 2008 bis 2010 erfassten 3571 Schw. mit Gestationsdiabetes (GDM), Typ 1 Diabetes (T1DM) und T2DM wurden die Daten von 31 Schw. mit T1DM und 50 mit T2DM von 22 DSPen aus dem Jahr 2010 ausgewertet. Sie wurden mit einer speziellen Software erhoben: Basisdaten, anamnestische Hinweise, Daten zu Diagnostik, Therapie und Entbindung, Komplikationsraten von Müttern und Kindern. Dieses Programm wurde jüngst an die neuen GDM-Leitlinien angepasst. Die Ergebnisse werden jährlich an die DSPen zurückgespiegelt und die Gesamtdaten veröffentlicht.

Ergebnisse: Die Charakteristika der Schw. mit T2DM unterschieden sich von denen mit T1DM: die mittlere Dauer seit Diabetesmanifestation war kürzer (3 vs. 17J; T2DM vs. T1DM), der HbA1c-Wert bei Erstkontakt besser (6,0% vs. 7,1%), die Häufigkeit von Folgeerkrankungen geringer (6% vs. 16%). Dafür lag häufiger eine Arterielle Hypertonie vor (18% vs. 3%), der Anteil der Frauen mit Adipositas Grad 1 bis 3 (74% vs. 16%) und der Anteil der Raucherinnen (22% vs. 0%) war höher und die Häufigkeit der Präkonzeptionellen Vorstellung in den DSP niedriger. Bei T2DM traten häufiger ungünstige Schwangerschaftsergebnisse auf: niedrigerer Apgar-Score (Apgar 10min <8), höhere perinatale Mortalität (3 vs. 0), mehr Unterzuckerungen des Neugeborenen (17% vs. 8%), ein Fall mit schweren Fehlbildungen (0 bei T1DM), mehr schwere mütterliche Komplikationen (14% vs. 10%). Andererseits war bei T1DM die Sectiorate höher (67%) als bei T2DM (39%), GDM (35,7%) oder der Allgemeinbevölkerung 2010 (29,3%). Ebenfalls war die Frühgeburtlichkeit (Entbindung vor 37. SSW 38% vs. 17% bei T2DM) und die Rate der Kinder mit einem Geburtsgewicht >90. Perzentile erhöht (LGA 29% vs. 23% bei T1DM).

Die Behandlungsintensität war bei beiden Diabetesformen ähnlich hoch (im Mittel 16 Kontakte). 15 Schwangere mit T1DM (58%) wurden mit CSII behandelt. 15 der 43 Schwangeren mit T2DM hatten bei Konzeption Metformin eingenommen, sowie einzelne Enalapril, Glinide, Betablocker und Salmeterol.

Schlussfolgerungen: Die Schw. mit T2DM, deren Zahl wie auch in anderen Ländern zunimmt, unterscheiden sich von denen mit T1DM durch ihr Risikoprofil und die erhebliche Übergewichtigkeit. Sie bergen ein hohes Risiko für ungünstige Schwangerschaftsergebnisse. Dies verlangt mehr Aufmerksamkeit von den Behandlern, auch bei der Wahl der Medikamente. Die hohe Sectiorate bei Schw. mit T1DM enttäuscht, da die Behandlungsintensität hoch ist und bereits in über der Hälfte dieser Schwangerschaften die Insulinpumpentherapie eingesetzt wird.