Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_71
DOI: 10.1055/s-0032-1314568

Untersuchung der Hämatokritinterferenz von Blutzuckermessgeräten mit klinischen Proben mit unterschiedlichen Blutzuckerkonzentrationen

A Pfützner 1, AH Pfützner 1, C Schipper 1, PB Musholt 1, S Ramljak 1, T Forst 1
  • 1IKFE – Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany

Bei der Untersuchung von Blutzuckermessgeräten hinsichtlich einer möglichen Beeinflussung der Ergebnisse durch den Hämatokrit werden die Proben üblicherweise durch Labormanipulationen mit unterschiedlichen Blutzuckerkonzentrationen und Hämatokritwerten versehen. Dabei kann es zu Veränderungen der Probe kommen, die ihrerseits möglicherweise das Gesamtergebnis beeinflussen können. Zur Reduktion der notwendigen Manipulationen verwendeten wir bei dieser UNtersuchung Patientenproben bei denen vorher durch klinische Manipulation der gewünschte Blutzuckerwert bereits eingestellt wurde, sodass nur der Hämatokrit eingestellt werden musste.

Blutproben von 5 Patienten mit unterschiedlichen (geclampten) Blutzuckerwerten (50mg/dL/, 100mg/dL, 150mg/dL, 250mg/dL und 350mg/dL) wurden sofort weiter verarbeitet, um je 5Hämatokritwerte zu erzielen (35%, 40%, 45%, 50%, 55%). Jede der resultierenden 25 Proben wurde sofort je dreimal mit folgenden Geräten gemessen AccuChek Aviva, Aviva Nano, BG*Star, iBG*Star, Breeze2, Contour, OneTouch Ultra2, Verio 2, FreeStyle Freedom Lite, Precision Xceed, GlucoCard G+, GlucoMen LX, und MediTouch. Anschließend wurden die Abweichungen zum YSI-Gerät bestimmt und für die drei hohen (>6 mmol/L) und zwei niedrigen (<6 mmol/L) Glukosekonzentrationen gemittelt. Ein Hämatokrit-Interferenzfaktor (HIF, Summe aus prozentualer Abweichungen in beide Richtungen) >10% für hohe Glukosewerte (>6 mmol/L), bzw. eine Abweichung >15mg/dL für Glukosewerte <6 mmol/L) wurde als Hinweis für eine Hämatokritinterferenz gewertet.

Nur wenige Geräte zeigten sich unbeeinflusst vom Hämatokrit: BG*Star (max Abweichung/HIF: 7mg/dL, 7,3%), iBG*Star (9/8,6%), Contour (11/4,6%), OneTouch Verio 2 (11/5,2%), GlucoCard G+ (13/7,0%), und GlucoMen LX (7/5,1%). Für andere Geräte wurde eine Interferenz bei mindestens einem der beiden Glukose-Konzentrationsbereiche gesehen: Aviva (13/10,7%), Aviva Nano (7/10,5%), Breeze2 (4/30,2%), Ultra2 (13/25,6%), Freedom Lite (9/11,0%), Precision Xceed (24/15,3%), und MediTouch (20/28,0%).

Diese Ergebnisse mit klinischen Proben mit weniger als den üblichen ausgeprägten Labormanipulationen bestätigen unsere Ergebnisse aus früheren "klassischen" Laboruntersuchungen hinsichtlich der Hämatokritinterferenz bei den untersuchten Messgeräten. Gleichzeitig konnten bessere Ergebnisse hinischtlich der Genauigkeit im Vergleich zur Referenzmethode beobachtet werden. Die artifizielle Herstellung der Laborproben mit Einstellung von Blutzucker und Hämatokrit hat demnach einen Einfluss auf die Genauigkeit der Messtechnologien, scheint aber die Aussagekraft hinsichtlich einer Hämatokrit-Interferenz nicht zu beeinträchtigen.