Eine monogenetisch bedingte Subgruppe des Diabetes mellitus ist der „maturity-onset
diabetes of the young“ (MODY). Typisch ist die frühe Manifestation und der autosomal
dominante Erbgang. In der Datenbank OMIM (Online Mendelian Inheritance in Man) sind
mittlerweile 11 verschiedene Gene gelistet, die mit MODY assoziiert sind. Nach Analyse
dieser Gene sind bei nahezu 90% aller europäischen Patienten mit MODY für die Erkrankung
ursächliche Mutationen nachweisbar.
Die häufigste MODY-Form ist der Subtyp 3 (MODY 3), der durch Mutationen im HNF1α-Gen
verursacht wird. Betroffene weisen in der Regel eine ausgeprägte und progrediente
Hyperglykämie auf, oftmals mit konsekutiven Diabetes-typischen Folgekomplikationen,
die eine medikamentöse Therapie erforderlich machen. Mit der molekulargenetischen
Diagnose ergeben sich wichtige differenzialdiagnostische und – therapeutische Konsequenzen,
da MODY 3-Patienten gut auf die Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder kleinste Mengen
an Insulin ansprechen.
Bislang sind Berichte über das Vorliegen von MODY 3 bei afrikanischen Patienten selten.
Wir stellen Familienanamnese sowie klinische und molekulargenetische Befunde einer
37-jährigen afrikanischen Patientin aus Ghana vor. Im Alter von 36 Jahren trat in
der 1. Gravidität ein insulinpflichtiger Gestationsdiabetes sowie im Alter von 37
Jahren in der Phase der Frühschwangerschaft der 2. Gravidität ein insulinpflichtiger
Diabetes mellitus auf. Postpartal blieb die Insulinpflichtigkeit bestehen und es erfolgt
seit dem eine intensivierte Insulintherapie. In der Familienanamnese ist ein manifester
Diabetes mellitus Typ 2 beim Vater bekannt.
Mit der molekulargenetischen Analyse des HNF1α-Gens wurde bei der Indexpatientin im
Exon 10 der Nukleotidaustaustausch c.1862T>C heterozygot nachgewiesen. Diese Mutation
führt zu der Aminosäuresubstitution p.Phe621Ser. Die Aminosäureposition 621 befindet
sich in einem evolutionär über viele Speziesgrenzen hinweg hochkonservierten Motiv
des HNF1α Proteins.
Die genetischen Analyseergebnisse zu der Indexpatientin und den untersuchten Familienmitgliedern
werden im Zusammenhang mit den klinischen Befunden diskutiert.