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DOI: 10.1055/s-0032-1314512
Höhere HbA1c-Werte bei Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes in der Routineversorgung als bei neu diagnostizierten Personen in einem populations-basierten Diabetes-Screening
Hintergrund: Eine frühe Diagnosestellung ist bei Typ-2-Diabetes wichtig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. In der Praxis wird die Diagnose vielfach erst spät gestellt, da die Symptome unspezifisch sind. Der Nutzen von Screeningmaßnahmen zur Früherkennung des Typ-2-Diabetes wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Darüber hinaus gibt es bislang kaum Informationen darüber, wie sich Personen, die in solchen Screeningmaßnahmen diagnostiziert werden (S-DM) hinsichtlich ihres kardiovaskulären Risikos von jenen Patienten unterscheiden, die in der Routineversorgung klinisch diagnostiziert werden (C-DM).
Methoden: Im Rahmen des Metadatenbank-Projektes im Kompetenznetz Diabetes mellitus wurden Probanden zweier Kohorten verglichen: (1) Probanden mit C-DM wurden über das computergestützte Diabetes-Dokumentationssystem (DPV), an dem sich deutschlandweit ca. 340 Praxen und Kliniken beteiligt haben, erfasst. Alle zwischen 2006 und 2008 gemeldeten Fälle mit Typ-2-Diabetes aus Bayern und Baden-Württemberg mit Diagnosestellung vor weniger als 6 Monaten wurden für den Vergleich ausgewählt. (2) Probanden mit S-DM wurden im Rahmen des 7-Jahres Follow-up der populationsbasierten KORA Studie (F4) über den Nüchternblutzucker oder die 2h-Glukose identifiziert (WHO-Kriterien). Für 108 Probanden mit S-DM (47 Frauen, 61Männer) und 1331 Probanden mit C-DM (531 Frauen, 800Männer) lagen vollständige Informationen zu HbA1c, Blutdruck und Lipiden vor. Das Risiko, in den nächsten 10 Jahren an einem kardiovaskulären Ereignis zu erkranken oder zu versterben, wurde über das Instrument des Systematic Coronary Risk Evaluation (SCORE) berechnet.
Ergebnisse: Probanden mit S-DM (KORA) waren zum Zeitpunkt des Follow-up im Schnitt 65,3 (SD 10,4) Jahre alt, Probanden mit C-DM im Jahr der Diagnosestellung 60,0 Jahre (SD 12,8) (p<0,0001). 56,5% der Probanden mit S-DM und 60,1% mit C-DM waren männlich (p=0,5). Sowohl Frauen (MW 8,1%; SD 2,8) als auch Männer (8,6%; 2,7) mit C-DM hatten signifikant höhere HbA1c-Werte als Frauen (6,2%; 0,6) bzw. Männer (6,2%; 1,1) mit S-DM (p<0,0001). Der diastolische Blutdruck (mmHg) war besonders bei den Frauen mit S-DM (74,0; 9,9) niedriger als bei den weiblichen Probanden mit C-DM (79,7; 10,5) (p<0,0001). Das LDL-Cholesterin (mmol/l) war jedoch bei Männern mit S-DM (3,5; 0,8) signifikant höher als bei den Männern mit C-DM (3,1; 1,0) (p<0,0001). Beide Gruppen mit neu diagnostiziertem Diabetes wiesen ein hohes kardiovaskuläre Risiko auf: 58,3% der Personen mit S-DM und 46% mit C-DM hatten einen erhöhten Risikoscore von ≥5%.
Schlussfolgerung: Probanden mit S-DM hatten zwar niedrigere HbA1c-Werte als die auf konventionellem Weg entdeckten Diabetesfälle (C-DM), wiesen aber ebenfalls ein ungünstiges kardiovaskuläres Risikoprofil auf. Der hohe Prozentsatz an Personen mit erhöhtem Score (SCORE ≥5%) in beiden Gruppen unterstreicht die Bedeutung von früher Diagnosestellung und Prävention.