Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_64
DOI: 10.1055/s-0032-1314496

Reduzierte Hypoglykämien unter Insulin degludec in einem Basis-Bolus Regime bei Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes

J Lüdemann 1, L Merker 2, K Milek 3, M Kaiser 4, B Wilhelm 5
  • 1Diabetologische Schwerpunktpraxis, Falkensee, Germany
  • 2Diabetes- und Nierenzentrum Dormagen, Dormagen, Germany
  • 3Diabetologische Schwerpunktpraxis, Hohenmölsen, Germany
  • 4Diabetologische Schwerpunktpraxis, Frankfurt, Germany
  • 5Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz, Germany

Einleitung: Insulin degludec (Ideg) ist ein neues ultra-langwirksames Basalinsulin. Der Verzögerungsmechanismus beruht auf der Bildung von löslichen Multi-Hexameren nach subkutaner Injektion, aus denen langsam und kontinuierlich Ideg Monomere in die Zirkulation abgegeben werden. Daraus resultiert, wie pharmakokinetische und pharmakodynamische Daten zeigen, ein flaches und stabiles Wirkprofil mit einer Wirkdauer von >40h und einer doppelt so langen Halbwertszeit (25,4 vs. 12,5h) wie Insulinglargin (Iglar).

Fragestellung: Es wurde die Häufigkeit von Gesamt- und nächtlichen Hypoglykämien (definiert als Plasmaglucose (PG) von <3,1mmol/l (56mg/dl)) in 2 Phase 3 a Studien mit Ideg vs. Iglar im Rahmen einer Basis-Bolus Therapie untersucht.

Methoden: 629 Patienten mit T1D (mittleres Alter: 43,0 Jahre, Diabetesdauer: 18,7 Jahre, HbA1c: 7,7%) und 1009 Patienten mit T2D (mittleres Alter: 58,9 Jahre, Diabetesdauer: 13,5 Jahre, HbA1c: 8,3%) wurden im Verhältnis von 3: 1 auf Ideg oder Iglar als Basalinsulin, jeweils einmal täglich, randomisiert. Die Nüchternplasmaglucose (NPG) wurde auf 3,9–4,9mmol/l (70–89mg/dl) titriert. Als Mahlzeiteninsulin wurde Insulinaspart gegeben.

Ergebnisse: Bezüglich der HbA1c-Senkung war Ideg in beiden Studien Iglar nicht unterlegen (Veränderung des HbA1c vom Ausgangswert 0,4% für Ideg und Iglar bei T1D (estimated treatment difference [ETD] -0,01% [95% CI: -0,14; 0,11]), bzw. 1,2% für Ideg und 1,3% für Iglar bei T2D (ETD 0,08% [-0,05; 0,21]). Die NPG wurde um

1,3mmol/l (Ideg) und 1,4mmol/l (Iglar) bei T1D (ETD -0,3 mmol/L [-1,03; 0,36], n.s) bzw. 2,4mmol/l (Ideg) und 2,1mmol/l (IGlar) (ETD -0,29 mmol/L [-0,65; 0,06], n.s) bei T2D reduziert. Die Rate von nächtlichen Hypoglykämien war in beiden Studien mit Ideg signifikant niedriger als mit Iglar (relative Risikoreduktion von 25%, p<0,05) (T1D: IDeg 4,4, IGlar 5,9; T2D: IDeg 1,4, IGlar 1,8 Episoden/Patientenjahr).

Die Rate der Gesamthypoglykämien war zwischen den Behandlungsarmen vergleichbar (Ideg 42,5 und Iglar 40,2 Episoden/Patientenjahr) bei T1D. Bei T2D war die Gesamthypoglykämierate signifikant niedriger bei Ideg vs. Iglar in (11,1 vs. 13,6 Episoden/Patientenjahr; relative Risikoreduktion von 18%, p<0,05).

Die mittlere tägliche Gesamtinsulindosis war bei T1D 9% niedriger bei Ideg vs. Iglar (p=0,004) und vergleichbar bei T2D. Ideg wurde bei vergleichbaren Raten an unerwünschten Ereignissen in beiden Studien gut vertragen.

Zusammenfassung: Insulin degludec reduzierte signifikant das Risiko für nächtliche Hypoglykämien bei T1D und T2D und das Risiko für Gesamthypoglykämien bei Patienten mit Typ 2 Diabetes in einer Basis-Bolustherapie bei einer effektiven und mit Insulinglargin vergleichbaren Verbesserung der Blutzuckereinstellung. Insulin degludec kann damit helfen, die Therapie von Patienten mit Typ 1 und 2 Diabetes zu verbessern.