Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_63
DOI: 10.1055/s-0032-1314495

Einfluss der Sitagliptin- und Metformintherapie auf die GLP-1 Sekretion und den Inkretineffekt bei Patienten mit Typ-2-Diabetes

I Vardarli 1, E Arndt 1, CF Deacon 2, JJ Holst 2, LD Köthe 1, MA Nauck 1
  • 1Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany
  • 2Panum Institute, Univ. of Copenhagen, Denmark, Department of Biomedical Sciences, Copenhagen, Denmark

Fragestellung: DPP-4-Hemmer (Sitagliptin; S) hemmen die Inaktivierung der Inkretinhormone (GLP-1 und GIP). Metformin (M) kann ebenfalls die GLP-1-Konzentrationen erhöhen. Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung des Einflusses von S und M oder deren Kombination auf die GLP-1-Antwort nach oraler Glukosegabe und auf den Inkretineffekt bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.

Methodik: In diese Studie mit einem 4-Perioden-Crossover-Design mit Placebo, Sitagliptin (100mg/Tag) und Metformin (2000mg/Tag) oder Kombination von M und S für 6 Tage (Reihenfolge randomisiert) wurden 20 Patienten mit Typ-2-Diabetes (Alter: 59±7 Jahre, Diabetesdauer 5±3 Jahre, HbA1c: 7,0±0,6%, BMI 31,2±3,2

kg/m2, Mittelwert±SD, nichtmedikamentöse Behandlung oder OAD-Monotherapie, 6-Wochen wash-out-Periode) eingeschlossen. Glukose, Insulin, C-Peptid, Insulinsekretionsraten (Deconvolution) und GLP-1 (total und intakt) wurden bestimmt. Für die statistische Analyse wurde ANOVA für Messwiederholungen angewendet.

Ergebnisse: Die Metformintherapie führte zu einem Anstieg der Nüchtern-GLP-1-Konzentrationen (p=0,010), während Sitagliptin keinen Einfluss hatte (p=0,23). Nach oraler Glukosegabe führte Metformin zu einem Anstieg (p=0,0018) und Sitagliptin zu einem Abfall (p=0,0055) der Gesamt-GLP-1-Antwort (AUC). Sowohl nüchtern als auch nach oraler Glukosegabe führte sowohl Metformin (beide p<0,0001) als auch Sitagliptin (p=0,06 bzw. 0,0081) zu einem Anstieg des intakten GLP-1. Nach oraler Glukosegabe führte Sitagliptin (p=0,0021), nicht jedoch Metformin (p=0,39) zu einem Anstieg der Insulinsekretion. Alle genannten Therapieoptionen führten nach oraler Glukosegabe zu einer höheren Insulinsekretion als nach einer „isoglykämischen“ intravenösen Glukosegabe (p<0,01). Der Inkretineffekt (mit Placebo: 26±22%) hat sich mit keinem der genannten Therapieoptionen verändert (S: p=0,33, M: p=0,48; Interaktion: p=0,46).

Schlussfolgerungen: Sitagliptin führt über eine DPP-4-Hemmung zu einer Erhöhung des intakten GLP-1, aber zu einer Senkung der Gesamt-GLP-1-Antwort (AUC) nach oraler Glukosegabe (L-Zell-Feedback-Hemmung). Metformin führt sowohl nüchtern als auch nach Glukosegabe zu einem Anstieg von sowohl Gesamt- auch intaktem GLP-1. Obwohl die intakten GLP-1-Konzentrationen ansteigen, führte, entgegen unserer Erwartungen, keine der genannten Therapieoptionen zu einer signifikanten Steigerung des numerischen Beitrags des Inkretineffekts zur Insulinsekretion nach oraler Glukosegabe.