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DOI: 10.1055/s-0032-1314489
Pulse Pressure bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes Mellitus in Deutschland und Österreich
Hintergrund: Eine gestörte Blutdruckregulation trägt entscheidend zur Entstehung diabetischer Folgeerkrankungen bei. Allerdings wird der Einfluss systolischer (SBP) und diastolischer (DBP) Regulationsstörungen auf die kardiovaskulären Komplikationen bei Diabetes mellitus kontrovers diskutiert. Der periphere Pulse Pressure (PP) entspricht der Differenz zwischen SBP und DBP und gilt als Maß für die Versteifung vor allem der zentralen Gefäße, welche bei Patienten mit Diabetes mellitus verfrüht und verstärkt auftritt. Für Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes liegen noch wenige Daten für den PP vor.
Daher untersuchten wir Einflussfaktoren auf den Pulse Pressure bei pädiatrischen Patienten mit Typ-1-Diabetes unter der Massgabe, damit einen frühen Marker für Gefäßsteifigkeit und damit makrovaskuläre Dysfunktion zu erfassen.
Methodik: Aus der DPV-Datenbank (Stand September 2011) standen die Blutdruck-Messwerte von 47153 Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 1 zur Verfügung. Es wurden nur Patienten ohne eine antihypertensive Medikation eingeschlossen und die jeweils aktuellste Blutdruckmessung berücksichtigt. Die Blutdruckwerte der diabetischen Kinder wurden mit den nicht-diabetischen Populationen des US-amerikanischen „4th Report on the diagnosis, evaluation, and treatment of high blood pressure in children and adolescents“ (4th Report) und der Blutdruckmessung im deutschen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch Institutes (KIGGS) verglichen.
Ergebnisse: Der Pulse Pressure ist bei diabetischen Kindern signifikant erhöht (PP T1DM49,13±11,1 vs. 4th Report 45,38±3 und KIGGS 44,58±4,6mmHg; alle p<0,0001, Wilcoxon Test). PP ist bei 63% (bezogen auf 4th Report) bzw. 67% (bezogen auf KIGGS) der Kinder mit Typ 1 Diabetes erhöht.
Bei Jungen ist der Absolutwert des PP unabhängig von der Vergleichspopulation erhöht und steigt bei beiden Geschlechtern mit dem Alter an. Die Rate eines erhöhten PP bleibt dagegen stabil zwischen 59 und 68%, unabhängig von Geschlecht, Alter und Vergleichskollektiv.
Unabhängige Einflussfaktoren für die Höhe des PP sind Alter, männliches Geschlecht, Diabetesdauer, Insulindosis, BMI, Körpergröße und HbA1c, für die Frequenz erhöhter PP-Werte dagegen Alter, männliches Geschlecht, Diabetesdauer, Insulindosis, BMI und Körpergröße (lineare Regressionsanalyse).
Schlussfolgerung: Der erhöhte PP kann bei Kindern mit Diabetes als Zeichen einer verfrühten Gefäßversteifung und -alterung angesehen werden. Der PP ist klinisch sehr leicht zu erheben und und sollte als zusätzlicher, unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen bei Therapieentscheidungen stärker berücksichtigt werden.