Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_48
DOI: 10.1055/s-0032-1314480

Positive Zytokin-Induktion durch Nahrung: Rapsöl-angereicherte Ernährung verbessert Leberwerte und steigert die akute Zytokinexpression im s.c. Fettgewebe

M Kruse 1, A Pohlmann 1, D Hoffmann 1, C von Loeffelholz 1, 2, M Osterhoff 1, 3, AC Seltmann 1, AFH Pfeiffer 1, 3
  • 1Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Abt. Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • 3Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Fragestellung: Eine chronische Entzündungsreaktion bei Adipositas ist gekennzeichnet durch eine vermehrte Einwanderung von Makrophagen ins Fettgewebe und durch erhöhte Serum-Konzentrationen von Monocyte Chemoattractant Protein 1 (MCP-1) und Interleukin-6 (IL-6). Chronisch erhöhte IL-6 Serum-Konzentrationen verursachen eine hepatische Insulinresistenz. Kurzfristig erhöhte IL-6 Konzentrationen verbessern jedoch die periphere Insulinsensitivität. Außerdem wird die Adiponektin-vermittelte Insulinsensitivität in der Leber über einen IL-6-abhängigen Signalweg reguliert. Diese Studie untersucht den Einfluss von mehrfach ungesättigten n-3 Fettsäuren (Rapsöl) auf Körpergewicht, Serum-Lipide, Transaminasen und MCP-1 und IL-6 Genexpression im Fettgewebe und deren Serum-Konzentrationen in adipösen Personen.

Methodik: 18 adipöse männliche Probanden (BMI 27–35, Alter 39–69 Jahre) erhielten täglich über vier Wochen entweder eine mit 50g Rapsöl (Ra, n=9) oder Olivenöl (Ol, n=9) supplementierte isokalorische Kost. Danach wurde nach 10h Nahrungskarenz eine Biopsie des subkutanen Fettgewebes durchgeführt. Anschließend erhielten die Probanden eine standardisierte Testmahlzeit von 1.000kcal einschließlich 25g des entsprechenden Öls. Vier Stunden später wurde eine postprandiale Fettgewebsbiopsie durchgeführt. Mittels qRT-PCR wurde die Genexpression von MCP-1 und IL-6 analysiert. Gesamt-Cholesterin, LDL, Transaminasen und MCP-1 und IL-6 im Serum wurden vor und nach der vierwöchigen Nahrungsintervention bestimmt.

Ergebnisse: Das Körpergewicht blieb jeweils nach Konsum von Ra und Ol über den Interventionszeitraum konstant. Die Supplementierung mit Ra führte zu einer Reduzierung von 10% des Gesamt-Cholesterins, von 13% des LDL (für beide P<0,01) und von 18% der Aspartat-Aminotransferase (P<0,05). In der Ol-Gruppe gab es keine Veränderungen dieser Parameter. Im Fettgewebe zeigte sich in der Biopsie nach Nahrungskarenz nach vierwöchiger Ernährungsintervention für IL-6 eine Reduzierung in der Genexpression von 74% in der Ra-Gruppe gegenüber der Ol-Gruppe (P<0,01). Für MCP-1 gab es hier keine Unterschiede in der Genexpression. Postprandial zeigte sich nur in der Ra-Gruppe eine erhöhte IL-6 Genexpression (2,11-fach, P<0,05). Für MCP-1 zeigte sich postprandial eine gesteigerte Genexpression sowohl in der Ra-Gruppe (1,53-fach, P<0,01) als auch in der Ol-Gruppe (1,52-fach, P<0,05). Nach vierwöchiger Nahrungsintervention kam es zwischen der Ra- und der Ol-Gruppe zu keinen Unterschieden für MCP-1 und IL-6 im Serum in fastenden Probanden oder nach der Testmahlzeit.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen, dass die Fettsäurekomposition der Ernährung eine unterschiedliche Zytokin-Antwort im Fettgewebe induziert. Mehrfach ungesättigte n-3 Fettsäuren bewirken dabei eine positive kurzeitige IL-6-Erhöhung auf der Ebene der Genexpression sowie eine langfristige Verbesserung des Lipid- und Transaminasen-Profils, was auf eine Verbesserung der Leberfunktion hinweist.