Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_37
DOI: 10.1055/s-0032-1314469

Pilotstudie zum Einsatz eines computeranimierten elektronischen Patienteninformationsprogramms bei Typ-2-Diabetes mellitus

G Ruile 1, T Siegmund 2, N Haller 3, R Schiel 4, 5
  • 1medutain GmbH, München, Germany
  • 2Städt. Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, München, Germany
  • 3Dres. Biekarck, Heinz, Essler, Mering, Germany
  • 4Mathias Hochschule, University of Applied Sciences, Rheine, Germany
  • 5MEDIGREIF Inselklinik Heringsdorf GmbH, Ostseebad Heringsdorf, Germany

Fragestellung: Ein Ziel in der Diabetestherapie ist die Förderung der Selbstmanagementfähigkeiten der Patienten. Hier sind strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme (SBSP) obligate Voraussetzung. Als Ergänzung zu SBSP können telemedizinische Tools zur Unterstützung eingesetzt werden. In dieser Pilotstudie wird untersucht, ob ein elektronisches Patienteninformationsprogramm (ePI) von Patienten mit Diabetes Typ-2 akzeptiert wird und deren Wissen und Motivation perpetuieren und steigern kann.

Methodik: 16 Patienten mit Typ-2-Diabetes (Alter 53,7±17,0, Diabetesdauer 7,1±6,5 Jahre, Gewicht 97,9±17,8kg, HbA1c 7,5±2,1%, 56% Insulintherapie) wurden zufällig im Klinikum München-Bogenhausen ausgewählt und nahmen am ePI teil. Das diabetesbezogene Wissen wurde vorher und nachher mit standardisierten Multiple-Choice-Fragen analysiert (quantitative Analyse). Zur qualitativen Analyse erhielten die Patienten 2 standardisierte Fragebögen: 1. Einen Bogen zur Programmbewertung (wahrgenommene Qualität, Informationsvermittlung, Anwenderfreundlichkeit; 12 Items, 6-Punkte Likert-Skala). 2. Einen Bogen (kategorial, 3 Antwortmöglichkeiten) zur Beurteilung der Akzeptanz des ePI. (Reliabilität der Fragebögen: Cronbach's α=0,76).

Ergebnisse: Quantitative Analyse: Durch das ePI wurde das diabetesbezogene Wissen von 11,8±2,2 auf 17,7±1,9 Punkte (p=0,002) gesteigert. Es zeigten sich folgende Verbesserungen (vorher vs. nachher): Grundlagen des Diabetes (1,4±0,6 vs. 1,8±0,4 Punkte, p=0,029), Pathophysiologie (4,0±1,0 vs. 5,1±1,0 Punkte, p<0,005), Kohlenhydratstoffwechsel (2,4±0,5 vs. 2,8±0,4 Punkte, p=0,009), Folgekrankheiten (1,9±1,2 vs. 2,9±0,3 Punkte, p=0,005) und Therapie (2,3±0,7 vs. 2,7±0,6 Punkte, p=0,054). Qualitative Analyse: Die Programmbewertung durch den Patienten ergab im Durchschnitt 1,4 Punkte („sehr gut“) (MW [Median, Range]: Kurs insgesamt 1,4 [1,0, 1,0–2,0], Qualität des ePI 1,6 [2,0, 1,0–3,0], Anwenderfreundlichkeit 1,2 [1,0, 1,0–2,0], Verständlichkeit 1,3 [1,0, 1,0–2,0], Texte 1,4 [1,0–2,0], Lesbarkeit 1,4 [1,0–3,0], Stimme 1,4 [1,0–2,0], akustische Verständlichkeit 1,2 [1,0–2,0], Seriosität 1,2 [1,0–2,0], Qualität der medizinischen Information 1,5 [1,0–3,0], grafische Illustration 1,4 [1,0–2,0], dargestellte Personen 1,4 [1,0–2,0]). Beurteilung der Akzeptanz des ePI: Tempo und Schwierigkeitsgrad der Informationsvermittlung beurteilten 100% als „angemessen“, alle (100%) berichteten, sich in Zukunft vorstellen zu können, derartige Programme zu absolvieren, 69% gaben an, das ePI habe sie motiviert, „sich mehr um den Diabetes zu kümmern“, alle Patienten wünschten sich, dass ihr Arzt/Klinik/Krankenkasse solche Programme anböte. Nur 25% wären nicht bereit, dies privat zu bezahlen.

Schlussfolgerungen: Das ePI für Typ-2-Diabetes wird in hohem Masse akzeptiert, sehr positiv beurteilt und ist mit einem Zuwachs an diabetesbezogenem Wissen und Therapiemotivation verbunden. Die Integration in bestehende Therapieangebote kann deren Effektivität und Effizienz steigern.