Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_34
DOI: 10.1055/s-0032-1314466

Closed-Loop-Kontrolle während der Nacht bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1

S Pleus 1, C Haug 1, S Weinert 2, C Patte 3, G Freckmann 1
  • 1Institut für Diabetes-Technologie GmbH, Ulm, Germany
  • 2Roche Diagnostics Corporation, Indianapolis, United States
  • 3Roche Diabetes Care AG, Burgdorf, Switzerland

Fragestellung: In dieser Untersuchung wurde bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 während mehrerer Nächte eine Algorithmus-gesteuerte Insulintherapie durchgeführt.

Methodik: Bei 23 Probanden mit Diabetes mellitus Typ 1 wurde bei drei Aufenthalten in unserem Institut jeweils für zwei Nächte eine Algorithmus-gesteuerte Therapie durchgeführt. Dadurch konnten insgesamt Daten für 138 Nächte erhoben werden. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr schlug der empirische Algorithmus basierend auf stündlichen Blutglucose-Messungen alle 10 Minuten Insulindosierungen vor, die nach Bestätigung durch medizinisches Personal abgegeben wurden. Am Abend vor der jeweils ersten Nacht eines Aufenthaltes befolgten die Probanden ihre üblichen Therapieregeln. Am jeweils zweiten Abend erfolgte von 16:00 Uhr bis Mitternacht die Therapiesteuerung über den Algorithmus, basierend auf kontinuierlich mittels der Mikrodialysetechnik gemessenen Gewebeglucosewerten (SCGM1, Roche Diagnostics GmbH, Mannheim). Der Algorithmus war auf einen Glucosezielwert von 120mg/dl mit einem Zielbereich von 90–150mg/dl eingestellt. Ausgewertet wurden die Blutglucose-Messwerte zwischen 1 Uhr und 6 Uhr.

Ergebnisse: Unter der Algorithmus-gesteuerten Therapie erhöhte sich die Anzahl der im Zielbereich liegenden Blutglucose-Messwerte signifikant von 52,9% (219 von 414 Messwerten) in den jeweils ersten Nächten auf 72,2% (299 von 414 Messwerten) in den jeweils zweiten Nächten (p<0,001). Die Häufigkeit von Hypoglykämie-Interventionen, die bei Glucosekonzentrationen <50mg/dl oder Symptomen erfolgten, sank von 14 Interventionen in den ersten Nächten auf 1 Intervention in den zweiten Nächten signifikant ab (p<0,001). Die mittlere Blutglucosekonzentration erhöhte sich signifikant von den jeweils ersten Nächten (102,2±32,7mg/dl) auf die jeweils zweiten Nächte (110,5±27,3mg/dl, p<0,05).

Schlussfolgerungen: Durch die Algorithmus-gesteuerte Insulintherapie konnten in der Nacht die Glucosekonzentrationen zum überwiegenden Teil im Zielbereich gehalten werden. Der höhere Anteil von Glucosewerten im Zielbereich sowie die deutlich geringere Hypoglykämiehäufigkeit in den jeweils zweiten Nächten ist wahrscheinlich durch die hier bereits am Nachmittag begonnene, auf Gewebeglucosewerten basierende Algorithmus-Kontrolle. Somit scheint eine adäquate Vorlaufzeit die Stoffwechselkontrolle deutlich zu verbessern.