Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_27
DOI: 10.1055/s-0032-1314459

Jugendliche und junge Erwachsene mit Typ 1 Diabetes: Befinden, Belastungen und Behandlungszufriedenheit vor und nach der Transition

S Enax 1, KM Rölver 2, K Lange 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 2Christliches Krankenhaus Quakenbrück, Quakenbrück, Germany

Fragestellung: Mit dem Erreichen der Volljährigkeit und dem Wechsel in die internistische Betreuung stehen junge Menschen mit Typ 1 Diabetes vor neuen Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen an die eigenständige Therapie. Im Rahmen der „Lebenschancen mit Typ 1 Diabetes“-Studie wurden das seelische Befinden, krankheitsspezifische Belastungen und die Behandlungszufriedenheit der Teilnehmer (T.) am CAMP D 2011 erfasst. Jüngere T., die sich noch in pädiatrischer Behandlung befanden, werden dabei den jungen Erwachsenen gegenübergestellt.

Methodik: Ein strukturierter Fragebogen zum psychosozialen und somatischen Status, zur Diabetestherapie, zum Befinden (WHO-5), zu diabetesspezifischen Belastungen (PAID) und zur Behandlungszufriedenheit (5 Items: Schulnoten 1–6) wurde anonym beantwortet.

Ergebnisse: Es nahmen 368 junge Leute (64,4% weiblich) im Alter zwischen 16 und 25 Jahren (mittl. Alter 20,2±2,6J.; mittl. DDauer 8,5±5,5J.; 45,7% CSII und 54,3% MDI) teil. 129 T. waren jünger als 19J. (mittl. DDauer 6,8±4,5J.). Das mittlere Wohlbefinden (WHO-5) zwischen jüngeren und älteren T. (14,2±5,1 vs. 13,8±4,9; p=0,44) unterschied sich nicht. Dabei wiesen 34,9% der jüngeren und 37,7% der älteren T. einen Summenscore unter 13 (Indikation zur Abklärung einer Depression) auf. Die diabetesbezogenen Belastungen (PAID) waren gering und unterschieden sich nicht zwischen jüngeren und älteren T. (22,1±14,3 vs. 23,3±14,6; p=0,47). Die Zufriedenheit bezogen auf die medizinische Therapie (1,9±1,1 vs. 2,2±1,1; p=0,02) und die Diabetesschulung (2,1±1,2 vs. 2,5±1,2; p<0,001) war bei den Jugendlichen etwas höher bei einem insgesamt hohen Niveau. Dagegen war die Zufriedenheit mit der psychologischen Unterstützung bei 230 T. geringer (2,8±1,5 vs. 3,2±1,5; p=0,06). Weitere 138 T. (37,5%) gaben an, keine psychosoziale Unterstützung zu erhalten. Das Wohlbefinden (WHO-5) korrelierte mit den Diabetesbelastungen (r=-0,38; p<0,001), der Zufriedenheit mit der medizinischen Behandlung (r=-0,25; p<0,001), jedoch nicht mit den Angaben zum aktuellen HbA1c (rho=-0,093; p=0,08). Dieses korrelierte aber sign. mit der Behandlungszufriedenheit (rho=0,11; p=0,04). Das mittlere HbA1c aller T. betrug 8,4±1,67%., ohne sign. Assoziation mit dem Alter oder der Therapieform.

Schlussfolgerung: Die jungen T. am CAMP D 2011 berichteten zu mehr als einem 1/3 von einem deutlich beeinträchtigten Wohlbefinden, gleichzeitig geringen diabetesspefischen Belastungen und zu 26% von einem HbA1c >9%. Die typischen Probleme Jugendlicher mit Diabetes scheinen sich bis ins Erwachsenenalter fortzusetzen und dort vor allem durch diabetesunabhängige Risiken verstärkt zu werden. Kritisch ist die geringe Zufriedenheit mit der psychosozialen Betreuung bzw. deren Fehlen vor dem Hintergrund des beeinträchtigten allgemeinen Wohlbefindes und dem hohen Anteil junger Erwachsener mit unzureichender Stoffwechseleinstellung zu sehen.

Förderung: NovoNordisk und Deutsche Diabetes Stiftung