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DOI: 10.1055/s-0032-1314457
Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Verhaltensprobleme von 8–13-jährigen Teilnehmern der TEENDIAB-Studie: Sind Geschwister von Kindern mit Typ 1 Diabetes belastete „Schattenkinder“?
Fragestellung: Im Rahmen der prospektiven TEENDIAB-Längsschnittstudie werden die Einflüsse genetischer und umweltbedingter Faktoren auf die Entwicklung eines Typ 1 Diabetes bei 8–13-jährigen gesunden Kindern (Teens) untersucht, bei denen ein Geschwister oder Elternteil an Diabetes erkrankt ist. Unter anderem werden dabei jährlich die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HrQoL) und Verhaltensprobleme der Teens erfasst. Folgend werden die Initialdaten der Geschwister von Kindern mit Diabetes denen von Kindern mit einem Elternteil mit Diabetes und bundesweiten Normen (KIGGS-Studie) gegenübergestellt. Damit soll die These der Geschwister als besonders belastete „Schattenkinder“ überprüft werden.
Methode: 184 Eltern und 213 Teens der ersten Kohorte der TEENDIAB-Studie beantworteten den KIDSCREEN-27 Fragebogen zur HrQoL und den SDQ-D zu Stärken und Schwächen (jeweils proxy Version oder self report).
Ergebnisse: 213 Teens (48% Mädchen, mittl. Alter 10,03±1,2J.) und deren Eltern nahmen teil. 23% der Teens haben zumindest ein Geschwister mit Diabetes (G.), bei den anderen sind ein oder beide Elternteil(e) betroffen (E.). Während sich aus Sicht der Eltern keine Unterschiede auf den 5 Subskalen des KIDSCREEN zwischen G. und E. ergeben, berichten die Geschwister selbst über ein besseres körperliches (51,0±6,4 vs. 48,2±6,9p=0,02) und psychisches Wohlbefinden (57,2±7,5 vs. 53,4±9,3p=0,01) und eine bessere soziale Integration (55,1±8,7 vs. 49,6±11,2p=0,003). Verglichen mit den deutschen Normen des KIDSCREEN ist das körperliche Wohlbefinden aller Teens schlechter (52,4±8,7 vs. 48,8±6,9p<0,001), deren seelisches Wohlbefinden besser (52,4±9,4 vs. 54,2±9,0p=0,004) und die Skala Schule besser (51,5±9,5 vs. 55,5±9,8p<0,001). Der Gesamtscore der Schwierigkeiten im SDQ-D aus Sicht der Teens ist bei den G. geringer als bei den E. (9,2±4,6 vs. 10,8±5,1p=0,045), die Eltern sehen keinen Unterschied (7,4±4,9 vs. 8,7±5,6p=0,13). Gegenüber bundesweiten Daten der KIGGS-Studie ist der Anteil der Teens mit Verhaltensauffälligkeiten im self-report niedriger („borderline“ 12,5% vs. 10,8%; „abnormal“ 9% vs. 4,8%). Aus Sicht der Eltern ergibt sich dagegen kein Unterschied in der Prävalenz von Verhaltensproblemen („borderline“ 8,1% vs. 8,5%; „abnormal“ 8,5% vs. 9,0%).
Schlussfolgerung: Die oft genannte Schattenproblematik der Geschwister von Kindern mit Diabetes kann in dieser Stichprobe nicht bestätigt werden. Verglichen mit Kindern von Eltern mit Diabetes geben Geschwister eine bessere HrQoL an. Auch gegenüber bundesweiten Normen ist ihr psychisches Wohlbefinden und die soziale Integration besser. Die Prävalenz von Verhaltensproblemen ist in der TEENDIAB-Stichprobe gegenüber der bundesweiten Norm nicht erhöht, die Geschwister scheinen hier sogar weniger Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Langfristig sollte in der TEENDIAB-Studie beobachtet werden, welche Effekte die wiederholten Untersuchungen auf die Lebensqualität bei diesen gesunden Teens haben. BMBF Kompetenznetz Diabetes