Fragestellung: PANORAMA ist eine europäische Querschnittsstudie an Typ 2 Diabetikern, welche Behandlungsmuster,
Blutzuckerkontrolle und Patienten-berichtete Ergebnisse (patient reported outcomes-PRO)
erfasst. In dieser Auswertung werden die Daten der deutschen Kohorte in Abhängigkeit
vom HbA1c (<6,5%, 6,5–7%, ≥7,5%) dargestellt.
Methodik: Für die Studie wurden aus Deutschland 808 Patienten (älter als 40 Jahre, Typ 2 Diabetes
>1 Jahr) sequentiell von niedergelassenen Ärzten rekrutiert (europaweit 5814 Patienten).
Die meisten Patienten wurden außer mit Lebensstilmaßnahmen (LSM) auch mit oralen Antidiabetika
(OAD) und/oder Insulin und/oder GLP1-Analoga behandelt. Zum Untersuchungszeitpunkt
wurde der HbA1c bestimmt und die Patienten beantworteten verschiedene Fragebögen zur
Lebensqualität (ADDQoL: Audit of Diabetes Dependent Quality of Life, DTSQ: Diabetes
Treatment Satisfaction Questionaire, HFS-II: worry subscale of the Hypoglycemic Fear
Survey-II, EQ-5D: EuroQol-5 Dimension).
Ergebnisse: Bei 37% (n=299) der Patienten lag der HbA1c <6,5%, bei 44% (n=353) bei 6,5–7,5% und
bei 19% (n=156) ≥7,5%. Schlechter eingestellte Diabetiker (jeweils <6,5% vs. 6,5–7,5%
vs. ≥7,5%) hatten eine längere Diabetesdauer (7,3±5,8 vs. 9,0±6,3 vs. 11,5±7,6 Jahre,
p<0,001), einen höheren BMI (29,6±4,7 vs. 31,2±5,6 vs. 33,9±5,6kg/m2, p<0,001), mehr mikrovaskuläre Komplikationen (31,8% vs. 37,4% vs. 50%, p=0,001)
und häufiger Hypoglykämien (11,0% vs. 16,7% vs. 21,2%, p=0,01). Schlechter eingestellte
Diabetiker führten häufiger Blutzuckerselbstkontrollen durch (43,5% vs. 56,1% vs.
77,6%, p<0,001) und sie erhielten intensivere Behandlungsschemata (jeweils <6,5% vs.
6,5–7,5% vs. ≥7,5%): Nur LSM (25% vs. 13% vs. 4,5%, p<0,001), 1 OAD (33% vs. 31% vs.
10%, p<0,001), 2 OAD (21% vs. 20% vs. 19%, ns), 3 OAD (1,3% vs. 4,8% vs. 5,8%, p=0,02),
Insulin mit/ohne OAD (15,7% vs. 28,1% vs. 58,3%, p<0,001). Bei schlechter eingestellten
Diabetikern gaben die behandelnden Ärzte höhere individuelle Zielwerte an (6,3% vs.
6,6% vs. 6,9%, p<0,001) und sie schätzten die Compliance bezüglich Lebensstilmaßnahmen
und medikamentöser Therapie als schlechter ein (jeweils p<0,001). Bei schlechter eingestellten
Diabetikern zeigte sich eine stärkere Auswirkung des Diabetes auf die Lebensqualität
(ADDQOL), weniger Behandlungszufriedenheit (DTSQ), mehr Hypoglykämieangst (HFS-WS)
und ein schlechterer Gesundheitsstatus (EQ-5D) als bei gut eingestellten Diabetikern.
Schlussfolgerung: Die Auswertung zeigt, dass 63% der Patienten keine optimale Blutzuckereinstellung
hatten. Die Güte der Blutzuckereinstellung war mit Patientencharakteristika (Body-Mass-Index),
Arztfaktoren (individueller HbA1c-Zielwert) und der Erkrankung selbst (Diabetesdauer,
komplexere Behandlungsfaktoren) assoziiert. Durch weitere Studien muss diese Assoziation
weiter untersucht werden, um Strategien für eine bessere Blutzuckerkontrolle zu entwickeln.