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DOI: 10.1055/s-0032-1314447
Bekommen Nachkommen langlebiger Eltern seltener Diabetes? Querschnitts- und Längsschnittsanalysen im Rahmen der KORA S4/F4-Studie
Fragestellung: Die Prävalenz des Typ 2 Diabetes liegt bei Nachkommen von Hundertjährigen beziehungsweise von 90-jährigen mit einem ebenfalls mindestens 90-jährigen Geschwister niedriger als bei Nachkommen nicht langlebiger Eltern. Wir haben untersucht, ob eine derartige Verringerung der Diabetesprävalenz auch bei weniger extremen Kriterien für Langlebigkeit auftritt (Lebensspanne mindestens 80 Jahre bei wenigstens einem Elternteil), und ob elterliche Langlebigkeit auch mit der Prävalenz von Prädiabetes sowie mit der Inzidenz des Diabetes assoziiert ist.
Methode: Die Analysen wurden mit Baseline- und 7-Jahres-Follow-up-Daten von 55–74-jährigen Teilnehmern an der KORA S4/F4-Kohortenstudie durchgeführt. Teilnehmer, deren Eltern infolge traumatischer Ereignisse (Krieg, Mord u.ä.) verstorben waren, wurden ausgeschlossen. Das Vorliegen eines Typ 2 Diabetes wurde anhand validierter ärztlicher Diagnosen oder anhand oraler Glukosetoleranztests abgesichert. Mit logistischen Regressionsmodellen wurden Odds Ratios (OR) und 95%-Konfidenzintervalle (KI) für die Assoziationen zwischen elterlicher Langlebigkeit und Glukoseregulierung bei Studienbeginn (normale Glukosetoleranz, Prädiabetes, Typ 2 Diabetes) beziehungsweise zwischen elterlicher Langlebigkeit und inzidentem Diabetes berechnet.
Ergebnisse: In alters- und geschlechtsadjustierten Analysen war die Diabetesprävalenz bei Probanden mit einem beziehungsweise zwei Eltern mit einer Lebenserwartung von mindestens 80 Jahren signifikant niedriger als bei Probanden ohne langlebige Eltern (OR=0,63, 95%-KI: 0,43–0,93, bzw. OR=0,46, 95%-KI: 0,25–0,85). Der Zusammenhang zwischen Langlebigkeit des Vaters und Prävalenz des Prädiabetes lag an der Grenze zur statistischen Signifikanz (OR=0,72; 95%-KI: 0,52–1,00); für die Langlebigkeit der Mutter fand sich ein derartiger Zusammenhang nicht (OR=0,92; 95%-KI: 0,70–1,21). Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen elterlicher Langlebigkeit und inzidentem Diabetes (OR=0,76, 95%-KI: 0,33–1,72 für Probanden mit zwei langlebigen Elternteilen versus Probanden ohne langlebiges Elternteil).
Schlussfolgerung: Personen, deren Eltern 80 Jahre oder älter wurden, weisen eine deutlich geringere Diabetesprävalenz auf. Wir fanden Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Langlebigkeit der Eltern und der Prävalenz des Prädiabetes, aber nicht auf einen Zusammenhang zwischen elterlicher Langlebigkeit und inzidentem Diabetes.