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DOI: 10.1055/s-0032-1314444
Wie unterscheidet sich die Hypoglykämiewahrnehmung bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern mit einer intensivierten Insulintherapie
Einleitung: Typ-1-Diabetiker sind zwar häufiger von Hypoglykämieproblemen betroffen als Typ-2-Diabetiker, allerdings zeigen neuere Studien, dass sich bei längerer Dauer der Insulintherapie diese Unterschiede angleichen. Da hierzu deutsche Daten weitgehend fehlen, wird in dieser Studie die Prävalenz von Hypoglykämieproblemen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern miteinander verglichen. In einem zweiten Schritt wird untersucht, inwieweit die Unterschiede zwischen Typ-1-und Typ-2-Diabetikern sich durch eine Adjustierung in Bezug auf die Dauer der Insulintherapie verändern.
Methodik: An dieser Untersuchung nahmen402 Diabetiker teil (219 Typ-1, 183 Typ-2; Alter 46,0±13,4J. vs. 63,9±8,3J., p<0,01; Geschlecht weiblich 42% vs. 45%, n.s.; Diabetesdauer 19,0±8,2J. vs. 12,7±7,6J. p<0,01; HbA1c 7,0±1,3% vs. 8,3±1,4% p<0,01; Anzahl Folgeerkrankungen 1,05±1,4 vs. 1,2±1,2, n.s.). Die Typ-1-und Typ-2-Diabetiker führten eine intensivierte Insulintherapie durch (5,0±1,6 vs. 3,8±11,6 Injektionen pro Tag). Die Hypoglykämieunawareness wurde mittels Fragebogen erhoben (Clarke et al., 1995), je höher der Fragebogenscore desto größer die Hypoglykämieunawareness.
Ergebnisse: Bei den Typ-1-Diabetikern ergab sich ein signifikant höherer Unawareness Score als bei den Typ-2-Diabetikern. Die Differenz fiel jedoch weniger deutlich aus, wenn die Dauer der Insulintherapie in das Modell einbezogen wurde (2,85 vs. 2,06, p<0,001, adjustiert für die Dauer der Insulintherapie 2,68 vs. 2,28, p<0,01). Schwere Unterzuckerungen traten ebenfalls bei mehr Typ-1- als bei Typ-2-Diabetikern auf (Hilflosigkeit 13,7% vs. 3,3%, p<01, Bewusstlosigkeit 7,8% vs. 0,5%, p<0,01). Auch hier war der adjustierte Unterschied allerdings nicht mehr so groß (Hilflosigkeit 13,8% vs. 4,8%, p=0,02, Bewusstlosigkeit 6,3% vs. 2,6%, p<0,02). Unterzuckerungssymptome traten bei Typ-1-Diabetikern bei signifikant niedrigeren Blutzuckerwerten auf als bei Typ-2-Diabetikern (55,6mg/dl vs. 59,2mg/dl, p<0,01), jedoch verschwand dieser signifikante Unterschied nach der Adjustierung (56,6mg/dl vs. 58,0mg/dl, p=0,228). Die Prävalenz einer Hypoglykämieunawareness veränderte sich ebenfalls nach der Adjustierung für die Dauer der Insulintherapie (24,7% vs. 1,6%, p<0,001 nach Adjustierung 19,8% vs. 8,4%, p=0,01).
Schlussfolgerung: Hypoglykämieprobleme treten bei Typ-1-Diabetikern zwar deutlich häufiger als bei Typ-2-Diabetikern mit intensivierter Insulintherapie, jedoch ist dieser Unterschied nach Adjustierung für die Dauer der Insulintherapie deutlich geringer ausgeprägt. Zwar ist bekannt, dass mit zunehmender Diabetesdauer das Hypoglykämierisiko steigt, allerdings spricht die Tatsache, dass die Unterschiede zwischen Typ-1-und Typ-2-Diabetikern nach der Adjustierung für die Dauer der Insulintherapie deutlich abnehmen dafür, dass diese Variable bei Typ-2-Diabetikern einen deutlich wichtigeren Risikofaktor darstellt als für Typ-1-Diabetiker.