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DOI: 10.1055/s-0032-1314442
Diabetesbezogene Belastungen sind ein bedeutsamer Risikofaktor für Depressivität bei Menschen mit Diabetes
Einleitung: Diabetes ist bei Menschen mit Diabetes mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten von Depressivität und klinischen Depressionen assoziiert. Die Ursachen hierfür sind noch nicht hinreichend erforscht. In dieser prospektiven Untersuchung mit einem 6-Monats-Follow-up wurde die Rolle von diabetesbezogenen Belastungen für den weiteren Verlauf der Depressivität bei Diabetespatienten untersucht.
Methoden: 351 Diabetespatienten einer stationären Diabeteseinrichtung wurden in diese Studie eingeschlossen (Alter 50,8±1,4J.; 52% weiblich; 58% Typ 2 Diabetes; Diabetesdauer 12,9±11,1J.; BMI 29,9±6,9kg/m2; HbA1c 7,9±1,5%). Die Studienteilnehmer beantworteten die „Allgemeine Depressionsskala“ (ADS), bei der ein Score ≥16 eine erhöhte Depressivität indiziert und den Fragebogen „Probleme im Zusammenhang mit dem Diabetes“ (PAID), bei dem ein Score ≥30 erhöhte diabetesbezogene Belastungen anzeigt. Eine multivariate logistische Regressionsanalyse mit der abhängigen Variablen „Persistenz oder Reduktion erhöhter depressiver Symptome“ und der unabhängigen Variable „Vorhandensein von diabetesbezogenen Belastungen zur Baseline“ wurde durchgeführt, das multivariate Modell zusätzlich für potenzielle demographische (Alter, Geschlecht) und medizinische „Konfounder“ (BMI, Diabetesdauer, Diabetestyp, Vorhandensein von Folgeerkrankungen) adjustiert.
Ergebnisse: Zur Baseline wiesen 125 Patienten (35,6%) eine erhöhte Depressivität, bei der Follow up-Erhebung noch 96 Patienten (27,3%) einen erhöhten Depressionsscore auf. Wurden zur Baseline zusätzlich erhöhte diabetesbezogene Belastungen berichtet, erhöhte sich das relative Risiko, auch zum Follow-up-Zeitpunkt eine erhöhte Depressivität aufzuweisen, um mehr als das Sechsfache (Hazard ratio: 6,67 (95% CI 3,79–11,72). Die Adjustierung für die oben erwähnten Kounfoundervariablen änderte dieses relative Risiko nicht substantiell (RR 6,02 95% CI 3,32–10,89). Ein erhöhtes Ausmaß an diabetesbezogenen Belastungen zur Baseline reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Normalisierung von erhöhten Depressionssymptomen zur Baseline zudem um 63% (Odds ratio 0,37 95% CI 0,17–0,77). Auch bei dieser Analyse veränderte eine Adjustierung durch potentielle Konfoundervariablen das Ergebnis nicht wesentlich (Odds ratio 0,36 95% CI 0,16–0,82).
Schlussfolgerung: Jeder 3. Patient in dieser Studie wies zur Baseline eine erhöhte Depressivität auf. Für den Verlauf der Depressivität spielt das Ausmaß an diabetesbezogenen Belastungen eine bedeutende Rolle. Dieser Befund stützt die Annahme, dass ein erhöhtes Ausmaß an diabetesbezogenen Belastungen in einem Zusammenhang mit der Depressivität bei Diabetespatienten steht. Zur Reduktion der Depressivität sollte die Schulung und Therapie bei diesen Personen vor allem auch darauf abzielen, diabetesassoziierte Belastungen durch das Erlernen von Strategien zum besseren Umgang mit solchen diabetesbezogenen Problemen zu reduzieren.