Fragestellung: Bietet die regenerative Medizin, auf Basis der Vermehrung autologer Myoblasten einen
möglichen minimal invasiven Therapieansatz bei Patientinnen, die an schwerer Stuhlinkontinenz
mit dramatischer Beeinträchtigung ihrer Lebensqualiltät leiden? Methodik: Autologe Myoblasten bilden den natürlichen Reparaturmechanismus bei Schädigung von
Skelettmuskulatur. Eine Biopsie des Musculus pectoralis major ist die Grundlage für
die Isolierung und Vermehrung sogenannter autologer Myoblasten (Satelliten- oder Regeneratioszellen)
unter GMP (Good Medical Practice)-Laborbedingungen. Unter Einhaltung des Gewebesicherheitsgesetzes
und des Arzneimittelgesetzes wurden nach der Ernte und vor der Kryokonservierung der
Zellen zahlreiche Sicherheitstests, wie zum Beispiel Desmin-, Fusions-, Vitalitäts-,
Sterilitätstests, sowie Kontrollen auf Mycoplasmen durchgeführt. Nach Kontrolle der
Kühlkette wurden die kryokonservierten Zellen in einen Suspensionszustand versetzt
und ultraschallgezielt, unter Verwendung einer speziell entwickelten Implantationsvorrichtung
in den externen analen Schließmuskel injiziert. Ergebnisse: Im Jahr 2007 wurden in einer ersten Pilotstudie 10 Patientinnen, die zwischen 1 bis
30 (8,1) Jahren an Stuhlinkontinenz litten, mit autologen Myoblasten behandelt. Die
Zellapplikation wurde ausgezeichnet toleriert und Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Im Rahmen des 1-Jahres Follow-up sank der Wexner-Inkontinenz Score im Mittel um 13,7
Einheiten (95% CI, -16,3 zu -11,2). Der Lebensqualitätsscore verbesserte sich um einen
median von 30 Punkten (95% CI, 25 auf 42). Es kam zu einer signifikanten Reduktion
von Stuhlgängen und Inkontinenzepisoden. In der, im Jahr 2011 durchgeführten 4 Jahres-Nachkontrolle
konnten die Resultate erneut verifiziert werden. Schlussfolgerung: Die Injektion von autologen Myoblasten ist eine sichere, gut tolerierte Methode die
zu einer signifikanten Verbesserung von Symptomen der Stuhlinkontinenz und damit einhergehend
der Lebensqualität der Betroffenen über einen Zeitraum von bislang 4 Jahren geführt
hat.