Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P63
DOI: 10.1055/s-0032-1313706

Injektion von autologen Myoblasten bei Stuhlinkontinenz – Ein Überblick

A Frudinger 1, V Kolovetsiou-Kreiner 1, J Paede 1, R Marksteiner 1
  • 1Univ.-Frauenklinik, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Bietet die regenerative Medizin, auf Basis der Vermehrung autologer Myoblasten einen möglichen minimal invasiven Therapieansatz bei Patientinnen, die an schwerer Stuhlinkontinenz mit dramatischer Beeinträchtigung ihrer Lebensqualiltät leiden? Methodik: Autologe Myoblasten bilden den natürlichen Reparaturmechanismus bei Schädigung von Skelettmuskulatur. Eine Biopsie des Musculus pectoralis major ist die Grundlage für die Isolierung und Vermehrung sogenannter autologer Myoblasten (Satelliten- oder Regeneratioszellen) unter GMP (Good Medical Practice)-Laborbedingungen. Unter Einhaltung des Gewebesicherheitsgesetzes und des Arzneimittelgesetzes wurden nach der Ernte und vor der Kryokonservierung der Zellen zahlreiche Sicherheitstests, wie zum Beispiel Desmin-, Fusions-, Vitalitäts-, Sterilitätstests, sowie Kontrollen auf Mycoplasmen durchgeführt. Nach Kontrolle der Kühlkette wurden die kryokonservierten Zellen in einen Suspensionszustand versetzt und ultraschallgezielt, unter Verwendung einer speziell entwickelten Implantationsvorrichtung in den externen analen Schließmuskel injiziert. Ergebnisse: Im Jahr 2007 wurden in einer ersten Pilotstudie 10 Patientinnen, die zwischen 1 bis 30 (8,1) Jahren an Stuhlinkontinenz litten, mit autologen Myoblasten behandelt. Die Zellapplikation wurde ausgezeichnet toleriert und Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Im Rahmen des 1-Jahres Follow-up sank der Wexner-Inkontinenz Score im Mittel um 13,7 Einheiten (95% CI, -16,3 zu -11,2). Der Lebensqualitätsscore verbesserte sich um einen median von 30 Punkten (95% CI, 25 auf 42). Es kam zu einer signifikanten Reduktion von Stuhlgängen und Inkontinenzepisoden. In der, im Jahr 2011 durchgeführten 4 Jahres-Nachkontrolle konnten die Resultate erneut verifiziert werden. Schlussfolgerung: Die Injektion von autologen Myoblasten ist eine sichere, gut tolerierte Methode die zu einer signifikanten Verbesserung von Symptomen der Stuhlinkontinenz und damit einhergehend der Lebensqualität der Betroffenen über einen Zeitraum von bislang 4 Jahren geführt hat.