Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P60
DOI: 10.1055/s-0032-1313703

Massiver Prolaps des Scheidenbildsackes nach totalem Prolift: Ein Fallbericht

B Werluschnig 1, R Naglis 1, G Ralph 1
  • 1Landeskrankenhaus Leoben, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Vordernbergerstraße 42, 8700 Leoben

Fragestellung: Ein Scheidenblindsackprolaps nach Behandlung eines Prolapsus vaginae et uteri totalis mit totalem Prolift und vaginaler Hysterektomie ist eine seltene Situation und eine klinische Herausforderung. Fallbericht: Im Jänner 2009 wurde eine 76-jährige Patientin (BMI 40, kleine H. umbilicalis) wegen Prolapsus vaginae et uteri totalis [ICS Klassifikation: Aa+3, Ba+4, C+9, gh 4, pb 3, tvl 9, Ap+3, Bp+5, D./.] einer vaginalen Hysterektomie und legen eines totalen Prolift unterzogen. Die Kontrolle nach 2 Wochen zeigte ein 12×8cm Hämatom mit Vorwölbung des vorderen Netzanteiles. Aufgrund des Allgemeinzustandes und der Adipositas wurde ein konservatives Vorgehen gewählt. 2 Monate postoperativ hatte sich das Hämatom aufgelöst; es lagen blande Wundverhältnisse mit gutem plastischem Ergebnis vor. Ein Jahr nach dem Ersteingriff hatte die Patientin ein Totalprolaps des Scheidenblindsackes und eine 10-cm große H. umbilicalis. Die Untersuchung zeigte ein gut doppelt mannsfaustgroßer Prolaps des Scheidenblindsackes mit kleiner Mesh-Arrosion am Scheidengrund und Dünndarm als Inhalt. [ICS Klassifikation: Graft Complication Classification Code: 2B T4 S2] Es wurde per medianer Laparotomie eine abdominale Sakrokolpopexie mit Netzinterponat, eine Herniotomia umbilicalis mit Implantation eines Netzes durchgeführt; der kleine arrodierter Meshanteil im Scheidengrund wurde exzidiert. Intraoperative zeigte sich, dass das Netz nach links verlagert und der Prolaps rechtsseitig erfolgt war. Der Scheidenblindsack an seiner vorderen und hinteren Fläche mit einem 8×4cm GyneMesh in die Kreuzbeinhöhle bis Höhe S2 pexiert. Die OP-Zeit betrug 160 Minuten. Der postoperative Verlauf war unauffällig, der postoperative Aufenthalt betrug 12 Tage. Die klinische Kontrolle nach 4 Wochen zeigte einen normalen Situs mit normaler Lage der Scheide. [ICS Klassifikation: Aa-2, Ba-2, C-5, gh 3, pb 2, tvl 5, Ap-2, Bp-2, D./.] Schlussfolgerung: Das große Hämatom nach Implantation des transvaginalen Netzes stand offensichtlich im Zusammenhang mit der Dislokation des Netzes. Eine Revision des Hämatomes hätte möglicherweise das Zustandekommen des Rezidivprolaps verhindert. In der Rezidivsituation nach transvaginalem Netz scheint die abdominale Kolposacropexie mit Netzinterponat ohne Entfernung des vaginalen Netzes eine adäquate Behandlung.