Einleitung: Das HELLP Syndrom ist eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation, welche durch
die Trias aus Hämolyse, Erhöhung der Leberenzyme und Thrombozytopenie definiert ist.
Die Inzidenz des HELLP liegt bei 0,5–0,9% aller Schwangerschaften und ist mit einer
erhöhten fetalen (perinatale Sterblichkeit 7,4–34%) sowie maternalen Mortalität (1,1%)
assoziiert. In seltenen Fällen bei ˜1,8% aller HELLP Fälle kommt es zu einer spontanen
Ruptur der Leberkapsel, welche eine lebensgefähliche Komplikation darstellt. Fallbericht:
Eine 25-jährige Patientin G1 P0 wird in SSW 37+2 wegen Rücken-, Schulterschmerzen
sowie Übelkeit in der Schwangerenambulanz eines auswärtigen Krankenhauses vorstellig.
Die Patientin wird aufgrund eines auffälligen Combur-Tests (Ery3+, Protein3+, Leukozyten3+)
zur Observatio aufgenommen. Die Blutdruckwerte sind normoton (<135/90mmHg). Im Labor
zeigt sich eine verringerte Thrombozytenzahl mit 90G/l sowie GOT 553U/l, GPT 381U/l
und LDH 633 weshalb schließlich die Indikation zur Sectio gestellt wird. Das männliche
Neugeborene wird mit einem APGAR 5/9/10 und einem Geburtsgewicht von 2500g geboren
und sofort durch die Kinderärzte versorgt. Es zeigt sich eine starke Blutung aus dem
rechten Oberbauch, woraufhin ein Chirurg hinzugezogen wird. Es findet sich ein rupturiertes
subkapsuläres Hämatom, welches nach setzen eines Rippenbogenrandschnittes mittels
Leberpacking und Fibrinkleber vorübergehend versorgt wird. Die Patientin wird intubiert
an die Intensivstation des AKH Wien transferiert. Aufgrund der weiter absinkenden
Thrombozytenzahl (39 G/l) sowie der steigenden Leberfunktionsparameter wird eine Relaparatomie
zur Versorgung der Leberkapselruptur durchgeführt. Postoperativ steigt die LDH auf
2453U/l sowie die Leberfunktionsparameter bis auf GOT 7934U/l, GPT 4035U/l an. Bereits
4 Tage nach dem Kaiserschnitt befindet sich die Thrombozytenzahl wieder im Normbereich
und die Leberfunktionsparameter zeigen eine sinkende Tendenz, sodass die Patientin
auf die Universitätsfrauenklinik verlegt werden kann. Postpartal kommt es zur Entwicklung
eines massiven isolierten Labienödems (ca. 10cm) sowie einer schweren Thrombozytose
(918G/l) sodass mit oralen ASS Therapie begonnen wird. Eine Milzvenenthrombose als
Ursache der Thrombozytose konnte sonographisch ausgeschlossen werden. Die Patientin
kann 20 Tage post partum in gutem Allgemeinzustand nach Hause entlassen werden. Schlussfolgerung: Die Entbindung stellt die einzige kausale Therapie des HELLP Syndroms dar. Dieser
Fall zeigt, dass die Leberkapselruptur eine seltene aber lebensbedrohliche Komplikation
darstellt und eine schnelle Diagnose sowie ein multidisziplinäres Vorgehen erfordert
um ein gutes fetales und mütterliches Outcome zu erreichen.