Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P51
DOI: 10.1055/s-0032-1313694

Ätiologie und perinatales Outcome des Polyhydramnion

EC Schest 1, J Schellnegger 1, C Koidl 1, M Häusler 1, U Lang 1, P Klaritsch 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz

Einleitung: Ein Polyhydramnion betrifft 1–2% aller Schwangerschaften und kann idiopathisch verursacht oder mit maternalen und fetalen Erkrankungen, wie Gestationsdiabetes (GDM), kongenitalen Anomalien und Virusinfektionen assoziiert sein. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Ätiologie und das Outcome von Schwangerschaften mit Polyhydramnion zu evaluieren, um eine entsprechende Beratung und Betreuung betroffener Frauen zu gewährleisten. Material und Methode: Anhand einer retrospektiven Datenanalyse von 2003 bis 2011 wurden Ursache und Outcome von Schwangerschaften mit pränatal diagnostiziertem Polyhydramnion an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Graz untersucht. Zielgrößen waren neben der Ätiologie des Polyhydramnions noch Gestationsalter bei Geburt, Geburtsgewicht, Apgar-Score, arterieller Nabelschnur pH-Wert und Geburtsmodus. Ergebnisse: 976 betroffene Schwangerschaften wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Bei 166 Fällen konnte aufgrund unvollständiger Daten keine weitere Analyse durchgeführt werden. In 152 (18,8%) Fällen waren GDM, in 73 (9,0%) fetale Anomalien und in 24 (3,0%) Virusinfektionen als Ursache zu finden, während in 560 (69,1%) Fällen ein idiopathisches Polyhydramnion vorlag. Diese Gruppe zeigte bezüglich ihres Outcomes keine besonderen Auffälligkeiten. Die Gruppe der kongenitalen Fehlbildungen hatte das schlechteste Outcome, mit erhöhter Frühgeburtenrate, niedrigem Apgar-Score und vermindertem Geburtsgewicht, wobei hier kardiovaskuläre und multiple Malformationen am häufigsten waren. Die virusbedingten Polyhydramnien zeigten ein annähernd gleiches Outcome wie die idiopathischen Fälle. Die Rate der elektiven Sectiones war in der Gruppe der Fehlbildungen und des GDM annähernd gleich, aber höher als bei idiopathischen Fällen. Ein gehäuftes Auftreten kongenitaler Malformationen war bei ausgeprägtem Polyhydramnion in Kombination mit niedrigem Geburtsgewicht zu beobachten. Weiters waren Fehlbildungen in 21,9% mit einem GDM assoziiert. Schlussfolgerung: Nach pränataler Diagnose eines Polyhydramnions sollte eine genaue Abklärung der möglichen Ursachen erfolgen. Diese sollte einen oralen Glucosetoleranztest, einen Detailultraschall aller Organsysteme und eine Virusserologie beinhalten. Besonders beim Auftreten biometrisch kleiner Feten mit ausgeprägtem Polyhydramnion und bei GDM sollte an die Möglichkeit einer kongenitalen Fehlbildung gedacht werden.