Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P49
DOI: 10.1055/s-0032-1313692

Schwangerschaftsprolongation bei Propfpräeklampsie und HELLP-Syndrom

C Schausberger 1, VR Jacobs 1, P Wolfrum-Ristau 1, C Zuchna 1, T Fischer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde & Geburtshilfe, LKH Salzburg, Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), Müllner Hauptstraße 48, 5020 Salzburg

Fragestellung: Schwangerschaftsassoziierte hypertensive Erkrankungen, darunter Präeklampsie und HELLP-Syndrom, treten zu 6–8% auf und tragen z.T. zur unerwünschten Frühgeburtlichkeit bei. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese Schwangerschaften prolongiert werden können – umfassende diagnostische und therapeutische Maßnahmen vorausgesetzt. Dies soll am Fallbeispiel einer Patientin mit Propfpräeklampsie und beginnendem HELLP-Syndrom veranschaulicht werden. Methodik: Fallbericht einer 32-jährigen G1P0 mit Propfpräeklampsie und HELLP-Syndrom, die in einem KH der Maximalversorgung betreut wurde und deren Verlauf, maternales und fetales Outcome sowie Follow-up dargestellt werden. Ergebnisse: Die Patientin ist eine 32-jährige G1P0 mit präexistenter Hypertonie, die bei 25+3 SSW wegen wiederholter Blutdruckwerte >160/100mmHg trotz laufender Basismedikation initial in einem Schwerpunktkrankenhaus vorstellig wurde. Neben Hypertonie waren eine IUGR sowie pathologische Flussmuster in beiden Uterin- sowie Umbilicalarterien auffallend. Aufgrund eines enddiastolischen Nullflusses in den Umbilicalarterien wurde die Patientin 11 Tage später an ein KH der Maximalversorgung verlegt. Hier zeigte sich ein intermittierender Nullfluss in den Umbilicalarterien, der Blutdruck ließ sich zunächst auf Werte <170/110mmHg senken. Eine neu aufgetretene Proteinurie war progredient. Aufgrund ansteigender Leberwerte sowie zunehmender Oberbauchschmerzen wurde die Diagnose HELLP gestellt und mit Magnesiumdauerinfusion (1g/h) sowie Urbason (32mg/d) begonnen, woraufhin sich Klinik und Laborwerte stabilisierten. Der Fetus wurde intermittierend mittels Doppler- und CTG-Kontrollen überwacht. Bei zuletzt therapieresistenten maternalen Blutdruckwerten >>170/110mmHg als auch therapieresistenten Beschwerden wurde nach 12 Tagen Prolongation bei 28+2 SSW die Indikation zur Sectio gestellt, welche komplikationslos verlief. Das Neugeborene (Geburtsgewicht 679g, APGAR 5/8/9, NSpH 7,36) war unter CPAP und Sauerstoffanreicherung stabil. Postpartal wurde die maternale Magnesiumdauerinfusion für ca. 60 Stunden fortgesetzt. Der AZ der Patientin besserte sich rasch, die laborchemische Besserung folgte nach wenigen Tagen. Das weitere Follow-up war unauffällig. Schlussfolgerung: Eine Prolongation der Schwangerschaftsdauer bei Propfpräeklampsie und HELLP-Syndrom ist unter Anwendung einer umfassenden Diagnostik sowie intensiver Überwachung und Therapie möglich und sinnvoll. Diagnostik und Therapie des beschriebenen Fallberichtes stehen in Einklang mit der aktuellen Datenlage. Die Erstellung einer einheitlichen Leitlinie zur kontrollierten Prolongation hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen für Österreich erscheint sinnvoll.