Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P36
DOI: 10.1055/s-0032-1313679

Neurologisches Langzeit-Outcome frühgeborener Zwillinge

M Kollmann 1, J Walch 1, C Rotky-Fast 1, M Häusler 1, U Lang 1, P Klaritsch 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, A-8036 Graz

Fragestellung: Zwillingsschwangerschaften weisen höhere Komplikationsraten als Einlingsschwangerschaften auf, wobei vor allem frühgeborene Zwillinge häufiger unter neurologischen Entwicklungsverzögerungen leiden. In der vorliegenden Arbeit sollte das neurologische Langzeit-Outcome von frühgeborenen Zwillingen untersucht werden. Methodik: In einer retrospektiven Datenanalyse wurde das neurologische Zweijahres-Outcome von Zwillingskindern, die von Juni 2003 bis Dezember 2008 zwischen 24+0 und 33+6 Schwangerschaftswochen (SSW) an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz entbunden wurden, untersucht. Primäre Outcomeparameter waren das Vorliegen bzw. das Fehlen neurologischer Auffälligkeiten im Scoring nach Marlow et al. (NEJM 2005). Sekundäre Parameter waren Schwangerschaftskomplikationen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 264 Kinder aus 132 Schwangerschaften inkludiert, wobei in 94 (71%) dichoriale (DC) und in 38 (29%) monochoriale (MC) Plazenten vorlagen. Mit jeweils 30% waren der vorzeitige Blasensprung und die vorzeitige Wehentätigkeit die häufigsten Komplikationen. Das durchschnittliche Gestationsalter zum Zeitpunkt der Geburt lag in der MC Gruppe bei 30+4 SSW und in der DC Gruppe bei 31+0 SSW. 38 (84%) der 66 nachbeobachteten MC Kinder zeigten keine neurologischen Auffälligkeiten, 7 (16%) waren neurologisch beeinträchtigt [1 (2%) mildes, 6 (13%) schweres Defizit]. Von den 138 nachbeobachteten DC Zwillingen waren 114 (83%) neurologisch unauffällig, während bei 24 (17%) Kindern Defizite festgestellt wurden [11 (8%) mild, 4 (3%) moderat, 9 (7%) schwer]. Schlussfolgerung: MC Zwillinge zeigten in 16% und DC in 17% neurologische Auffälligkeiten, wobei schwere Defizite in der MC Gruppe häufiger waren.