Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P19
DOI: 10.1055/s-0032-1313662

Einfluss der Uterusposition auf die Erfolgsrate von Misoprostol in der Behandlung von Missed Abortion und Abortus incompletus

P Reif 1, C Tappauf 1, T Panzitt 1, J Haas 1, U Lang 1, P Klaritsch 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Ziel der Studie ist die Effektivität von Misoprostol in der Behandlung von Missed Abortion (MA) und Abortus incompletus (iAB) unter Berücksichtigung der Uterusposition. Methodik: In einer retrospektiven Kohorten-Studie wurde die Wirkung von Misoprostol als „first-line“ Behandlung von MA und iAB vor der 13. Schwangerschaftswoche (SSW) untersucht. Zwischen 01/2009 und 11/2011 wurden an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz, nach umfangreicher Aufklärung, Patientinnen mit MA mittels 600µg Misoprostol und jene mit iAB mit 400µg jeweils sublingual behandelt. Kontrolluntersuchungen wurden 7–10 Tage nach Primärtherapie durchgeführt. Hier bestand, falls notwendig, die Option einer wiederholten Misoprostol-Gabe. Der Therapieerfolg wurde durch Sistieren der vaginalen Blutung, unauffälligen Sonografie-Befund und signifikantem Abfall des ß-HCG Spiegels definiert. Ergebnisse: 111 Patientinnen (89 MA und 22 iAB) wurden in der Studie eingeschlossen. Bei 73/111 (65,8%) Patientinnen führte eine Einmalgabe von Misoprostol zum Erfolg. Die Gesamterfolgsrate der medikamentösen Therapie inklusive wiederholter Misoprostol-Gaben lag bei 72,1% (81/111). Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen MA und iAB (56/89 (62,9%) vs. 18/22 (81,8%), p=0,152). Fälle mit Uterus in AVFL hatten eine signifikant höhere Erfolgsrate als jene mit abweichender Position (RVFL, Streckstellung, axiale Stellung): (62/86 (72,1%) vs. 4/18 (22,2%) p=0,001). Schlussfolgerung: Misoprostol ist eine effektive Behandlungsform von Fehlgeburten vor der 13. SSW. Die Position des Uterus hat einen signifikanten Einfluss auf den Behandlungserfolg. Die Untersuchungsergebnisse können in die Patientenaufklärung und Therapieentscheidung miteinbezogen werden. Prospektive Studien mit größeren Fallzahlen sind zur Bestätigung der vorliegenden Ergebnisse erforderlich.