Fragestellung: Hat weibliche Beschneidung einen Einfluss auf die Gesundheit von betroffenen Frauen?
Methodik: Es handelt sich hierbei um eine multizentrische Fall-Kontrollstudie mittels selbst
entwickelten und validierten Fragebogen in 4 Sprachen, nämlich Arabisch, Deutsch,
Englisch und Französisch. Anschließend an den auf der Jahrestagung 2010 vorgestellten
Fragebogen zu den Gesundheitsfolgen von FGC (Female Genital Circumcision), der entwickelt,
validiert und in 3 Sprachen übersetzt wurde, wurde dieser nun in einer Folgestudie
angewandt. Die Fragebögen wurden an betroffene und nicht betroffene Frauen ausgegeben,
um mögliche Unterschiede bezüglich des Gesundheitszustandes aufzeigen zu können. Nach
einer entsprechenden Aufklärung und der mündlichen Einverständnis in die Studie wurde
den Frauen neben dem Fragebogen auch ein Aufklärungsbogen, der in 4-sprachiger Ausführung
vorlag, ausgehändigt. Ihre Einwilligung gaben die Frauen anonym. An der Studie nahmen
5 Zentren in Österreich teil. Ergebnisse: 24 Fragebögen kamen mit Einwilligung zurück. 6 der 24 Frauen waren unbeschnitten,
17 beschnitten, ein Fragebogen enthielt keine Angaben zum Beschneidungsstatus und
musste somit aus der Studie ausgeschlossen werden. Ausgewertet wurden zunächst die
Variablen „Menstruationsdauer“, „Vorhandensein/Stärke von Dysmenorrhoe“ und „Vorhandensein/Stärke
von Dyspareunie“. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied gezeigt werden.
Sieht man sich jedoch die absoluten Zahlen an, kann man erkennen, dass in der Kohorte
der Beschnittenen eine längere Menstruationsdauer und stärkere Schmerzen angegeben
wurden als in der Kohorte der Unbeschnittenen. Es wurde weiters eine Effektgrößenberechnung
in Hinblick auf die zwei erstgenannten Variablen durchgeführt, dabei ergibt sich für
die Variable „Menstruationsdauer“ ein Effekt von 0,44, was einem annähernd mittelgroßen
Effekt entspricht. Für die Variable „Vorhandensein/Stärke von Dysmenorrhoe“ kann eine
Effektgröße von 0,67 gezeigt werden, was ebenfalls einem annähernd mittelgroßem Effekt
entspricht. Weiters wurden die Variablen „Harninkontinenz“, „Stuhlinkontinenz“ und
„rezidivierende gynäkologische Infekte“ betrachtet. Auch hier konnten keine statistisch
signifikanten Ergebnisse erreicht werden. Jedoch ist zu beachten, dass bei Harn- bzw.
Stuhlinkontinenz keine der unbeschnittenen Frauen eine solche angab, jedoch 35,3%
bzw. 18,8% der beschnittenen Frauen. Rezidivierende gynäkologische Infekte geben 16,7%
der unbeschnittenen Studienteilnehmerinnen und 58,8% der beschnittenen Studienteilnehmerinnen
an. Bei der Frage, ob Frauen nach Beschneidung mehr zu psychiatrischen Problemen tendieren,
konnte kein statistisch signifikantes Ergebnis erhoben werden, jedoch ist eine Tendenz
in diese Richtung zu beobachten. Auch die zum Urinieren benötigte Zeit wurde erhoben.
Die Berechnung konnte ebenso kein statistisch signifikantes Ergebnis erfassen. Jedoch
gaben 3 Teilnehmerinnen mit Beschneidung eine Dauer von 5–15 Minuten an, eine Teilnehmerin
eine Dauer >30 Minuten, bei den unbeschnittenen Frauen kamen solche Antworten nicht
vor. Schlussfolgerung: Es existiert eine negative Auswirkung auf die Gesundheit von Frauen, die von FGC
betroffen sind, die aber mit einer Fallzahl von 24 betroffenen Frauen nicht statistisch
signifikant belegbar ist. Für weitere Studien ist eine Fallzahl von über 135 Frauen
pro Gruppe anzustreben.