Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A182
DOI: 10.1055/s-0032-1313548

Die proliferationsstimulierende Wirkung einer Estradiol/Norethisteron-Kombination bei Mammakarzinomzellen mit Überexpression der Progesteronrezeptor-Membrankomponente 1 wird über den Estrogenrezeptor-alpha vermittelt

J Zhou 1, H Schneck 2, H Neubauer 2, H Seeger 2, T Fehm 2, Q Yu 1, AO Mueck 2
  • 1Dept. of Obstetrics and Gynecology, Peking Union Medical College Hospital, Peking, China
  • 2Eberhard-Karls-Universität, Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Das Risiko des Auftretens eines Mammakarzinoms unter Hormontherapie in der Postmenopause und unter oraler Kontrazeption ist nach wie vor ein sehr wichtiges Thema. Die Progesteronrezeptor-Membrankomponente 1 (PGRMC1) ist beim Mammakarzinom überexprimiert und könnte für die Karzinomgenese von großer Bedeutung sein. Wir konnten nachweisen, dass Estrogen-Gestagen-Kombinationen über PGRMC1 ein proliferatives Signal induzieren können. Unklar ist noch wie dieses Signal vermittelt wird.

MCF-7 Zellen wurden mit einem PGRMC1-Expressionsplasmid (MCF-7/PGRMC1–3HA) stabil transfiziert. Transfizierte MCF-7 Zellen (WT-12) wurden anschließend mit verschiedenen Estradiolkonzentrationen (E, 10–10M, 10–12M) alleine und in Kombination mit Norethisteron (EP, 10–7M) inkubiert. Um die Mechanismen aufzuklären wurden Rezeptorantagonisten für den Estrogenrezeptor-alpha (ER), Progesteronrezeptor (PR) und PGRMC1, alleine und in Kombination mit E und EP, eingesetzt.

Estradiol erzielte eine proliferative Wirkung auf die WT-12 Zellen von ca. 200% bei 10–10M. Die EP Kombination zeigte einen ähnlichen Anstieg, allerdings bei beiden E-Konzentrationen. In den Experimenten mit den Antagonisten für ER (Ful), PR (RU486) bzw. PGRMC1 (AG205) war nur Ful in der Lage die E und EP-induzierte Proliferation zu hemmen. Partielle Effekte konnten durch AG205 erzielte werden, RU486 zeigte keinen Effekt.

Die Überexpression von PGRMC1 bewirkt eine erhöhte Sensibilität der Zellen gegenüber dem wachstumsstimulierenden Effekt von Estradiol und Estradiol/Norethisteron Kombination. Diese Wirkung scheint primär über den Estrogenrezeptor-alpha vermittelt zu werden. Die Mammakarzinomgenese unter einer Hormontherapie in der Postmenopause dürfte von der Estrogenkonzentration als auch dem verwendeten Gestagen abhängig sein.