Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A161
DOI: 10.1055/s-0032-1313527

S3-Leitlinie Mammakarzinom und AGO Kommission Mamma-Empfehlungen 2012: Unterschiede in den Empfehlungen zur Radiotherapie (RT) im Rahmen der Primärtherapie

R Souchon 1, T Fehm 2, W Budach 3, J Dunst 4
  • 1Klinik für Radioonkologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 2Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • 4Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck,, Lübeck, Deutschland

Hintergrund: S3-Leitlinie und Empfehlungen der AGO-Kommission beanspruchen, Grundlagen eines Gesamtkonzeptes für eine qualitätsgesicherte multidisziplinäre, sektorenübergreifende Versorgung der Mammakarzinom-Patientinnen darzustellen, erreicht durch Erarbeitung, kontinuierliche Aktualisierung und Implementierung evidenzbasierter formal konsentierter Empfehlungen. Daran beteiligte Radioonkologen waren beauftragt, fachspezifisch unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse und Behandlungskonzepte den daraus abgeleiteten Änderungsbedarf anzugeben.

Methodik: Entsprechend den methodischen Vorgaben des S3-Aktualisierungsverfahrens wurde die Gültigkeit bestehender Therapieindikationen durch Adaptation vorgegebener ausgewählter Leitlinien, gelegentlich durch aggregierte Evidenzquellen, überprüft. -Die AGO-Empfehlungsaktualisierung erfolgte durch systematische Recherche in Datenbanken des zurückliegenden Jahres und Bewertung basierend auf Originalarbeiten.

Resultate: Aktualisierungen zu den RT-Indikationen betreffen das DCIS, Teilbrustbestrahlungen einschließlich (alleiniger) intraoperativer RT, Hypofraktionierungskonzepte und Zielvolumina bei lokoregionaler lymphogener Ausbreitung, auch bei Verzicht auf eine Axilladissektion bei cN0, jedoch positiven SNB-Konstellation.

Die unterschiedlichen methodischen Verfahren bei den Aktualisierungsprozessen für die S3-LL bzw. die AGO-Empfehlungen führen teilweise zu unterschiedlichen Bewertungen und Empfehlungsgraden radioonkologischer Therapiemaßnahmen.

Fazit und Anregung: Neue Entwicklungen und Erkenntnisse zur RT werden in den aktualisierten S3-Leitlinien und AGO-Empfehlungen berücksichtigt. Details können erst nach formal abgeschlossenem S3-Konsensusverfahren angegeben werden. Daraus abgeleitete Bewertungen und Empfehlungsgrade differieren bei einzelnen RT-Indikationsstellungen und entsprechen angenähert dem von den Radioonkologen Vorgeschlagenen. Ursächlich hierfür ist, dass bei den multidisziplinären und sektorenübergreifenden Konsensusverfahren Vertreter/innen der Einzelbereiche (beispielsweise die Radioonkologie) jeweils eine kleine Teilgruppe repräsentieren und weitere Fachexperten bei den Abstimmungen nicht beteiligt werden.

Aufgrund der Bedeutung von S3-Leitlinien und ihres Anspruches sollten Methodik des Aktualisierungsverfahrens und Auswahl der Abstimmungsberechtigten bei zukünftigen Überarbeitungen Anlass zur kritischen Überprüfung geben.