Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A149
DOI: 10.1055/s-0032-1313515

Tumorstadium und Tumordetektion bei Mammakarzinompatientinnen mit positiver Familienanamnese

F Schwab 1, M Vetter 1, U Güth 1
  • 1Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz

Zielsetzung: Die Arbeit untersucht den Einfluss der Mammakarzinom-Familienanamnese (FA) auf die Detektion eines Mammakarzinoms.

Material & Methoden: Evaluiert wurden alle Patientinnen, die an der Universitäts-Frauenklinik Basel zwischen 1990 und 2009 wegen eines invasiven Mammakarzinom behandelt wurden (n=1458). Die FA wurde mit der Methode, mit der das Mammakarzinom detektiert wurde, korreliert (Tumor durch Patientin/ärztliche Untersuchung bemerkt/getastet vs. Tumor durch Mammografie oder Sonografie gefunden).

Ergebnisse: 319 Patientinnen (21,9%) wiesen eine positive FA bezüglich Mammakarzinom auf. Die Patientinnen mit positiver FA waren bei Erstdiagnose des Mammakarzinoms jünger als die Vergleichsgruppe mit negativer FA (59 vs. 62 Jahre, p=0,002). Patientinnen mit positiver FA berichteten in 242 Fällen (75,9%) von einem erkrankten Familienmitglied, bei 51 Patientinnen waren zwei Familienmitglieder (16,0%), bei 11 Patientinnen drei (3,5%) und in zwei Fällen 4 Familienmitglieder (0,6%) erkrankt; in 13 Fällen (5,4%) war die exakte Zahl erkrankter Familienmitglieder nicht klar. Im Vergleich mit Patientinnen mit negativer FA wurden bei Frauen mit positiver FA der Tumor häufiger durch radiologische Standarduntersuchungen detektiert (29,8% vs. 19,7%, p=0,002). Frauen mit positiver FA zeigten bei der Erstdiagnose häufiger ein frühes Stadium (Stadium I: 46,1% vs. 36,1%, p=0,015) und seltener Fernmetastasen (Stadium IV: 2,5% vs. 6,7%, p=0,007).

Zusammenfassung: Unsere Daten legen nahe, dass bei Frauen mit positiver FA, offenbar beeindruckt durch die Erkrankung naher Familienangehöriger, eine höhere Bereitschaft besteht, Früherkennungsuntersuchungen zum Mammakarzinom wahrzunehmen. Eventuell werden sie auch von ihren Ärzten, welche die FA kennen, dazu motiviert. Möglicherweise führt dieses Verhalten dazu, dass im Falle einer Mammakarzinomerkrankung, diese in einem früheren Stadium diagnostiziert wird.