Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A135
DOI: 10.1055/s-0032-1313501

Stellenwert der Galaktografie in der modernen multimodalen Mammadiagnostik: Eine systematische Literaturanalyse

K Scheurlen 1, A Schnitzer 1, SO Schönberg 1, K Wasser 1
  • 1Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland

Zielsetzung: Bei pathologischer Mamillensekretion stellt die Galaktografie als invasive Methode bis heute eine Option zur diagnostischen Abklärung dar. Trotz der Entwicklung moderner Verfahren, die heutzutage als nichtinvasive Alternative zur Verfügung stehen, findet sich in den S3-Leitlinien keine Stellungnahme zur Rolle der Galaktografie im diagnostischen Algorithmus. In Anbetracht dessen soll anhand einer systematischen Literaturanalyse die Evidenz der Galaktografie beurteilt werden. Materialien und Methoden: Es wurde eine Literaturrecherche in der Datenbank PubMed durchgeführt. Die Suche beinhaltete die Begriffe [galactography] and [sensitivity], sowie [galactography] and [specificity] und ergab jeweils 33 und 34 Suchtreffer. Eingeschlossen wurden Publikationen in englischer und deutscher Sprache, die Angaben zu diagnostischen Gütekriterien der Galaktografie beinhalteten oder zumindest Zahlen, die eine nachträgliche Berechnung gewährleisteten. Die Arbeiten wurden systematisch ausgewertet und anhand der Beurteilungsskala "Levels Of Evidence, Diagnosis (1a-5)" des "Oxford Centre for Evidence-based Medicine" hinsichtlich ihres Evidenzgrades bewertet. Ergebnisse: Es handelt sich fast ausschließlich um retrospektive Arbeiten, deren Evidenz anhand der Oxford-Skala Grad 3b oder niedrigeren, beziehungsweise schlechteren und nicht definierten Graden zuzuordnen ist. Die Studien weisen stark selektierte Patientenkollektive auf und verfügen nicht über einen konsistent angelegten Referenzstandard. Eine eingeschränkte Vergleichbarkeit der Publikationen ergibt sich aufgrund verschiedener Definitionen der pathologischen Sekretion als Einschlusskriterium, sowie der Berechnung von Gütekriterien bezüglich unterschiedlicher Entitäten (Papillom versus Karzinom). Zusammenfassung: Die Rolle der Galaktografie ist hinsichtlich des Grades ihrer Evidenz und vor dem Hintergund einer modernen und multimodalen Mammadiagnostik in Frage zu stellen. Deshalb sind Empfehlungen zum Algorithmus bei der Abklärung der pathologischer Sekretion in den S3-Leitlinien unbedingt notwendig.