Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A132
DOI: 10.1055/s-0032-1313498

Bevölkerungsbezogene, hormonrezeptorspezifische Inzidenz von Brustkrebs in Deutschland

C Rusner 1, U Bandemer-Greulich 2, B Holleczek 3, G Schubert-Fritschle 4, A Stang 1
  • 1Institut für Klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • 2Tumorzentrum Land Brandenburg e.V., Frankfurt (Oder), Deutschland
  • 3Epidemiologisches Krebsregister Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • 4Tumorregister München, Klinik Großhadern/IBE, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland

Zielsetzung:

Mit Veröffentlichung der Women's Health Initiative (WHI) im Jahr 2002 wurde international ein Rückgang der Verordnungszahlen postmenopausaler Hormonersatztherapie (HRT) und nachfolgend auch der Inzidenz primär invasiver Mammakarzinome beobachtet. Ziel dieser Arbeit war hormonrezeptorspezifische Inzidenztrend-Analysen (Östrogen- und Progesteronrezeptorstatus) für Brustkrebs in Deutschland vorzunehmen.

Material und Methoden:

Bevölkerungsbezogene Krebsregisterdaten des Tumorzentrums Land Brandenburg, Tumorregisters München und Epidemiologischen Krebsregisters Saarland ermöglichten die hormonrezeptorspezifische Auswertung für invasiven Brustkrebs (ICD-10: C50) und Carcinoma in situ der Brust (ICD-10: D05) im Zeitraum 1998–2007. Wir erhielten bundesweite Daten über die HRT-Verordnungen für 1998–2007 vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Es wurden altersstandardisierte und altersspezifische (<50, 50–69, ≥70 Jahre) Inzidenzraten (Europastandard) als Fälle pro 100,000 berechnet.

Ergebnisse:

Die altersstandardisierte Inzidenzraten für invasiven Brustkrebs der Frau waren in den drei Registern nahezu konstant über den gesamten Zeitraum. Insbesondere in alters- und rezeptorspezifische Analysen traten keine wesentlichen Veränderungen im Laufe der Zeit auf. Im gleichen Zeitraum beobachteten wir einen Rückgang der HRT-Verordnungen, beginnend im Jahr 1999 und abflachend im Jahr 2004. Die Inzidenztrends von Carcinoma in situ der Brust nahmen während des Studienzeitraums zu.

Zusammenfassung:

In unseren Daten sehen wir keine Assoziation zwischen dem Rückgang von HRT-Verordnungen und der Brustkrebsinzidenz unter postmenopausalen Frauen. Ein Ausbleiben im Rückgang der Brustkrebsinzidenz könnte zum einen durch die Einführung von opportunistischen und organisierten Mammografiescreening und zum anderen durch ein niedrigeres absolutes Niveau der HRT-Verordnungen vor Rückgang der Verordnungen erklärt werden.