Zielsetzung:
Mit Veröffentlichung der Women's Health Initiative (WHI) im Jahr 2002 wurde international
ein Rückgang der Verordnungszahlen postmenopausaler Hormonersatztherapie (HRT) und
nachfolgend auch der Inzidenz primär invasiver Mammakarzinome beobachtet. Ziel dieser
Arbeit war hormonrezeptorspezifische Inzidenztrend-Analysen (Östrogen- und Progesteronrezeptorstatus)
für Brustkrebs in Deutschland vorzunehmen.
Material und Methoden:
Bevölkerungsbezogene Krebsregisterdaten des Tumorzentrums Land Brandenburg, Tumorregisters
München und Epidemiologischen Krebsregisters Saarland ermöglichten die hormonrezeptorspezifische
Auswertung für invasiven Brustkrebs (ICD-10: C50) und Carcinoma in situ der Brust
(ICD-10: D05) im Zeitraum 1998–2007. Wir erhielten bundesweite Daten über die HRT-Verordnungen
für 1998–2007 vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Es wurden altersstandardisierte
und altersspezifische (<50, 50–69, ≥70 Jahre) Inzidenzraten (Europastandard) als Fälle
pro 100,000 berechnet.
Ergebnisse:
Die altersstandardisierte Inzidenzraten für invasiven Brustkrebs der Frau waren in
den drei Registern nahezu konstant über den gesamten Zeitraum. Insbesondere in alters-
und rezeptorspezifische Analysen traten keine wesentlichen Veränderungen im Laufe
der Zeit auf. Im gleichen Zeitraum beobachteten wir einen Rückgang der HRT-Verordnungen,
beginnend im Jahr 1999 und abflachend im Jahr 2004. Die Inzidenztrends von Carcinoma
in situ der Brust nahmen während des Studienzeitraums zu.
Zusammenfassung:
In unseren Daten sehen wir keine Assoziation zwischen dem Rückgang von HRT-Verordnungen
und der Brustkrebsinzidenz unter postmenopausalen Frauen. Ein Ausbleiben im Rückgang
der Brustkrebsinzidenz könnte zum einen durch die Einführung von opportunistischen
und organisierten Mammografiescreening und zum anderen durch ein niedrigeres absolutes
Niveau der HRT-Verordnungen vor Rückgang der Verordnungen erklärt werden.