Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A91
DOI: 10.1055/s-0032-1313457

Der Wunsch nach psychosozialer Unterstützung bei Brustkrebspatientinnen im Vergleich zu Genitalkrebspatientinnen

A Krempl 1, C Wetzel 1, H Lukesch 2, O Ortmann 3
  • 1University Medical Centre Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
  • 2Universität Regensburg, Institut für Experimentelle Psychologie, Pädagogische Psychologie und Medienpsychologie, Regensburg, Deutschland
  • 3University Medical Centre Regensburg Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland

Zielsetzung:

Bisher ist ungeklärt, welche Faktoren den Wunsch von Brustkrebspatientinnen nach psychoonkologischer Unterstützung motivieren. Ziel dieser Studie ist die inhaltliche Untersuchung der Motivation, psychoonkologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder abzulehnen. Patientinnen mit Brust- und Genitalkrebs wurden verglichen.

Materialien und Methoden:

Der psychoonkologische Behandlungswunsch von N=17 Brust- und N=6 Genitalkrebspatientinnen wurde mithilfe qualitativer und quantitativer Methoden untersucht. In halbstrukturierten Interviews wurden Belastungsfaktoren und Ressourcen sowie die Erwartungen an das psychoonkologische Angebot erhoben. Unterschiede zwischen den Gruppen Wunsch vs. NichtWunsch bzw. Brust- vs. Genitalkrebspatientinnen wurden mithilfe des t-Tests für unabhängige Stichproben und des χ2-Tests errechnet.

Ergebnisse:

45% der Gesamtstichprobe äußerten einen psychoonkologischen Behandlungswunsch, wobei Patientinnen mit Behandlungswunsch eine signifikant geringere Anzahl an Ressourcen aufwiesen (MWunsch=4,1; SD=1.4; MNichtWunsch=5,7; SD=1,7; t21=2,368, p=0,028). 85,7% der Brustkrebspatientinnen gaben an, Interesse an Informationen zu Bewältigungsstrategien zu haben, 41,7% hatten den Wunsch, über ihre Sorgen zu sprechen und 29,4% wünschten das Beratungsgespräch mit einem Experten zu ihrem Befinden. Die Gruppen Brust- vs. Genitalkrebspatientinnen unterschieden sich signifikant im Belastungsfaktor „Progredienzangst“ (χ2(1)=8,435, p<0,01), welche häufiger von Genitalkrebspatientinnen genannt wurde.

Zusammenfassung:

Die Ergebnisse zeigen, dass Brustkrebserkrankungen von den Patientinnen als weniger bedrohlich wahrgenommen werden als Genitalkrebserkrankungen. Brustkrebspatientinnen äußerten seltener einen psychoonkologischen Behandlungswunsch und den Belastungsfaktor Progredienzangst. Patientinnen, welche einen Gesprächswunsch äußerten, stand eine signifikant geringere Anzahl an Ressourcen zur Verfügung als denjenigen Patientinnen, welche das psychoonkologische Angebot ablehnten. Vom Angebot der psychoonkologischen Unterstützung erwarteten die Brustkrebspatientinnen vor allem, Informationen zu Bewältigungsstrategien zu erhalten. Eine Validierung dieser Ergebnisse an einer größeren Stichprobe ist erforderlich.