Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A87
DOI: 10.1055/s-0032-1313453

Frühsekundäre mikrochirurgische autologe Brustrekonstruktion nach Implantat- oder Expanderinfektion – Ein sicherer Rettungseingriff

U Kneser 1, J Beier 1, A Arkudas 1, M Schmitz 1, A Dragu 1, RE Horch 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland

Einleitung: Die Brustrekonstruktion mittels Silicongelprothesen ist ein Standardverfahren und erzielt in der Regel gute Ergebnisse. Allerdings können Infektionen und Extrusion der Implantate eine therapeutische Herausforderung darstellen. Nach Implantatkomplikationen ist eine erneute Brustrekonstruktion mittels Implantaten nicht immer sinnvoll durchführbar. In diesen Fällen stellt die Prothesenexplantation und frühsekundäre autologe Brustrekonstruktion eine Therapiealternative dar.

Patienten und Methoden: Zwischen 2008 und 2011 wurden bei 7 Patientinnen (43–72 Jahre; DCIS (n=2), invasives Mammakarzinom (n=4), Mikromastie mit multiplen Implantatwechseln (n=1); Z.n. Radiatio (n=4)) mit exponierten und infizierten Expandern oder Silicongelprothesen nach Entfernung der Implantate und Wundkonditionierung eine mikrochirurgische Brustrekonstruktion durchgeführt. Bei allen Patientinnen war aufgrund des stark kompromittierten Weichteilmantels eine erneute Rekonstruktion mit Silkongelprothesen nicht indiziert.

Ergebnisse: Das Intervall der Wundkonditionierung mittels VAC-Instill betrug 4–7 Tage. Die Rekonstruktion erfolgte mit DIEP (n=4) oder TMG (n=3) Lappenplastiken mit Anastomosierung im Bereich der Mammariagefäße. In allen Fällen kam es zur kompletten Einheilung der Lappenplastik. Lappennekrosen, Wundheilungsstörungen oder erneute Infektionen wurden nicht beobachtet.

Diskussion: Die autologe Brustrekonstruktion stellt ein sicheres Rettungsverfahren dar, wenn es infolge von Silicongelprothesen- oder Expanderimplantationen zu Wundinfektionen oder Wundheilungsstörungen gekommen und ein Erhalt der Implantate nicht möglich ist. Insbesondere nach Auftreten von Hautnekrosen oder bei Zustand nach Radiatio ist in diesen Fällen eine sichere Rekonstruktion mit gutem ästhetischem Ergebnis erzielbar. Wenngleich dieses Vorgehen eine Ausnahmeindikation darstellt (im eigenen Patientengut <3% der Fälle bei ca. 60 Rekonstruktionen pro Jahr), sollte es im Einzelfall als sicheres Rückzugsverfahren angeboten werden.