Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A73
DOI: 10.1055/s-0032-1313439

Ki-67 als Prognoseparameter in der Routineversorgung von Frauen mit primärem Mammakarzinom?

EC Inwald 1, M Klinkhammer-Schalke 2, F Hofstädter 3, M Gerstenhauer 2, O Ortmann 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Regensburg am Caritas Krankenhaus St. Josef, Regensburg, Deutschland
  • 2Tumorzentrum Regensburg, An-Institut Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • 3Institut für Pathologie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland

Zielsetzung:

Neben etablierten Prognosefaktoren des Mammakarzinoms wie Tumorgröße, Nodalstatus, Grading oder Steroidhormonrezeptorstatus gibt es Parameter wie den Proliferationsmarker Ki-67, die obwohl sie weder in nationalen Leitlinien (S3-Leitlinie 2004/2008) noch in internationalen Empfehlungen (St. Gallen, ASCO) als obligat zu bestimmende Faktoren aufgeführt sind, häufig in der Pathologischen Diagnostik bestimmt werden. In dieser Studie wurde geprüft, ob Ki-67 ein prognostischer Parameter für Brustkrebserkrankungen ist.

Materialien und Methoden:

Anhand der Daten des bevölkerungsbezogenen Klinischen Krebsregisters des Tumorzentrums Regensburg wurde die Versorgungsqualität der Patientinnen mit primärem Mammakarzinom im Zeitraum vom 01.01.2005 bis 31.12.2011 analysiert. Untersucht wurden Diagnose- und Ergebnisqualitätsdaten von Frauen mit der Erstdiagnose eines primären, nicht metastasierten, nicht neoadjuvant behandelten Mammakarzinoms (N Gesamt = 4692) im Einzugsgebiet der Oberpfalz (1,1 Mio. Einwohner). Als Cut-off-Wert für Ki-67 wurde 15% definiert.

Ergebnisse:

In 78% der Fälle (N=3658) war eine Angabe zum immunhistochemisch bestimmten Ki-67 vorhanden (MW=20%, Median=15%), wobei der überwiegende Anteil Prozentangaben ≤15% (N=2074 vs. N=1584 >15%) waren. Ki-67 korrelierte dabei sowohl mit dem Grading (p=0.000) als auch mit dem 5-Jahres-Gesamtüberleben bei prä- und postmenopausalen Patientinnen. Prämenopausale Frauen mit einem Ki-67 Wert ≤15% wiesen im Vergleich zu postmenopausalen Frauen den größten 5-Jahres-Überlebensvorteil auf (5-Jahres-Gesamtüberleben bei Ki-67 ≤15% 97,7% vs. 88,0%, bei Ki-67 >15% 93,0% vs. 81,4%, p=0.000).

Schlussfolgerung:

Diese Analysen konnten zeigen, dass Ki-67 ein wertvoller Prognoseparameter für den Verlauf von Brustkrebserkrankungen ist. Der Proliferationsmarker ist nicht nur zuverlässig, sondern auch kosteneffektiv. Nichtsdestotrotz müssen obligate Qualitätssicherungsmaßnahmen (z.B. Ringversuche) eingeführt werden, um das gegenwärtige Problem der fehlenden Auswertungsstandardisierung (z.B. Cut-off-Wert) zu beheben.