Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A54
DOI: 10.1055/s-0032-1313420

Mammakarzinomtherapie bei Hochbetagten

U Güth 1, DJ Huang 1, F Schwab 1, M Vetter 1
  • 1Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz

Zielsetzung: Etwa 10% der Brustkrebspatientinnen sind über 80-jährige Frauen. Onkologische Therapien bei Hochbetagten stellen eine besondere Herausforderung dar.

Material&Methoden: Den Therapien und Krankheitsverläufen einer Kohorte von Patientinnen, die in den Jahren 1990–2009 bei der Erstdiagnose < Jahre (n=151) waren, werden die Verläufe einer Vergleichsgruppe von Frauen, die 56–66 Jahre alt waren (n=372), gegenübergestellt.

Ergebnisse: Die Gruppe der Hochbetagten wiesen bei Erstdiagnose grössere Tumoren (25mm vs. 18mm, p<0,001) und höhere Krankheitsstadien auf (I: 31,1% vs. 44,1%, IV: 11,9% vs. 5,4%; jeweils p<0,001). Die Tumoren wurden häufiger bei einer ärztlichen Untersuchung (38,9% vs. 17,0%, p<0,001) und seltener durch Mammografie/Sonografie detektiert (10,4% vs. 29,9%, p<0,001). Ältere Brustkrebspatientinnen starben vermehrt an anderen Erkrankungen (41,7% vs. 9,9%, p<0,001). Bei älteren Frauen wurde häufiger keine Operation durchgeführt (11,9% vs. 1,9%, p<0,001). Von den Patientinnen, die in der nicht-metastasierten Situation eine primär medikamentöse Therapie wünschten (n=21), liess sich der Lokalbefund durch dieses Therapiekonzept nur bei 42,9% (n=9) mittelfristig (mediane Zeit: 20 Monate) stabilisieren. Sowohl in der adjuvanten als auch in der palliativen Situation erhielten ältere Patientinnen signifikant seltener eine Chemotherapie (adjuvant: 6% vs. 23,3%; palliativ: 32,3% vs. 68,4%; jeweils p<0,001). Bezogen auf alle Therapieoptionen in der Palliativsituation, wurden bei älteren Frauen weniger Therapielinien durchgeführt (≥3 Therapielinien: 16,0% vs. 54,9%, p<0,001). Nur die Patientinnen berücksichtigend, die am Mammakarzinom verstorben sind, wiesen ältere Frauen sowohl ein geringeres overall (25 vs. 54,5 Monate, p<0,001) als auch metastatic-disease survival (11,5 vs. 19 Monate, p=0,062) auf.

Zusammenfassung: Die onkologische Betreuung hochbetagter Patientinnen erfordert sowohl hohe fachliche, wie auch menschliche Erfahrung. Während für diese Patientinnen „harte“ medizinischen Daten (z.B. Überlebenszeiten) oft nur eine untergeordnete Rolle spielen, steht die Aufrechterhaltung der aktuellen Lebenssituation und Lebensqualität oft im Vordergrund.