Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - V11
DOI: 10.1055/s-0032-1313234

Phytotherapie in der Altersmedizin – Ergebnisse eines Projektes in Deutschland

S Michael 1, K Nieber 2
  • 1Löwen-Apotheke Waldheim, Obermarkt 11, 04736 Waldheim, Deutschland
  • 2Universität Leipzig, Institut für Pharmazie, Talstr. 33, 04103 Leipzig, Deutschland

Wir leben in einer rasch alternden Gesellschaft, die über 80-Jährigen generieren derzeit das stärkste Wachstum im Arzneimittelmarkt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Erkrankungshäufigkeit zu, insgesamt erhöht sich mit zunehmendem Lebensalter die Anzahl der einzunehmenden Arzneimittel. Gleichzeitig sind speziell ältere Menschen besonders anfällig, unerwünschte Wirkungen zu erleiden. Multimorbidität und eine dadurch bedingte Polypharmazie stellen ein gravierendes pharmakotherapeutisches Problem dar. Die Komplexität der Medikationstherapie führt zu Schädigungen von Patienten als Folge inappropriater Medikation. Es ist notwendig, die Therapiekonzepte bei alten Menschen zu überprüfen, die Anzahl der Medikamente zu verringern.

Ein Weg, dieses Ziel zu erreichen, ist die Anwendung von rationalen Phytopharmaka, denn sie haben meist ein besseres Verträglichkeitsprofil und sind mechanistisch oft dem Multi-Target-Prinzip zuzuordnen. Diese Phytopharmaka, die den gleichen Kriterien hinsichtlich Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wie chemisch-synthetische Arzneimittel entsprechen, stellen häufig bei alten Menschen eine wirkungsvolle Alternative dar und tragen zu einer individualisierten Pharmakotherapie bei. Angesichts der Vielfalt der Phytopharmaka fällt eine rasche und zuverlässige Auswahl eines geeigneten Präparates für eine rationale Therapie schwer. Deshalb sind zur besseren Orientierung Kriterien für eine qualitätsorientierte Auswahl von Phytopharmaka notwendig. In Deutschland wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die auf der Basis von validen Studien eine vernünftige Synthese zwischen der Anwendung von Phytopharmaka und chemisch-synthetischen Arzneimitteln zu finden sucht. Nur so wird es möglich sein, gerade älteren, multimorbiden Patienten umfassend und kompetent zu helfen. Die bisherigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe und zukünftige Aufgaben werden an ausgewählten Beispielen diskutiert.