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DOI: 10.1055/s-0032-1313229
Phytotherapie in deutschsprachigen Leitlinien
Einleitung und Methodik: Phytotherapie wird erst seit wenigen Jahren in einigen deutschsprachigen Leitlinien erwähnt. Für einen Überblick zum Grad der Erwähnung und Bewertung wurden die Langfassungen der gültigen S3-Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften zu Erkrankungen, bei denen typischerweise auch Phytotherapie eingesetzt werden kann, auf aktuelle Bewertungen und Empfehlungsgrade zu Phytotherapie durchsucht. Zum Vergleich wurden die über http://www.leitlinien.de auffindbaren entsprechenden aktuellen (ab 2008) deutschsprachigen Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften in Österreich und der Schweiz herangezogen.
Ergebnisse: Gegenwärtig gibt es insgesamt 101 S3-Leitlinien. Lediglich in 17 finden sich Hinweise auf Phytotherapie. Die Evidenzniveaus werden, wenn sie vorhanden sind, zumeist in einer einheitlichen Nomenklatur angegeben, beim Rest der Leitlinien finden sich textliche Umschreibungen. Die Evidenzklassen I-II werden insgesamt 14-mal angegeben bzw. umschrieben. Für die Empfehlungsgrade werden von den Fachgesellschaften unterschiedliche Skalierungen benutzt, 5-mal findet sich ein hoher bis sehr hoher Empfehlungsgrad. In 7 Leitlinien werden unklare oder negative Empfehlungen abgegeben. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und Kontraindikationen der erwähnten Phytotherapeutika werden in mehreren Leitlinien sehr ausführlich dargestellt, Vergleichbare Ergebnisse finden sich in den Leitlinien aus Österreich und der Schweiz.
Diskussion: Phytotherapie wird in den überprüften Leitlinien nur in wenigen Ausnahmen als sinnvolle Alternative dargestellt. Die Aussagen zur Phytotherapie beruhen oft auf veralteten Studien, und UAW werden unkritisch dargestellt. Eine stärkere Repräsentanz von phytotherapeutisch versierten Experten in den Leitlinienkommissionen ist daher anzustreben.