Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - V02
DOI: 10.1055/s-0032-1313225

Arzneimittel – Nahrungsergänzungsmittel – funktionelle Lebensmittel

S Alban 1
  • 1Pharmazeutisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Gutenbergstr. 76, 24118 Kiel, Deutschland

Dem Trend eines gesteigerten Gesundheitsbewusstseins folgend wächst das Angebot an Lebensmitteln (LM) mit proklamiertem Zusatznutzen, d.h. funktionellen LM, Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und diätetischen LM. Der Verbraucher sieht darin eine attraktive Alternative zu Arzneimitteln, zumal das äußere Erscheinungsbild von NEM dem von Arzneimitteln ähnlich ist. Denn die Werbung suggeriert, dass diese Produkte nur positive Wirkungen und im Gegensatz zu Arzneimitteln (AM) keinerlei Risiken aufweisen. Die gravierenden regulatorischen Unterschiede zwischen LM und AM sind dem Laien häufig nicht bekannt.

Besonders NEM mit pflanzlichen Stoffen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Differenzierung zwischen NEM und pflanzlichen AM (HMP/THMP) ist allerdings mangels klarer, allgemein anerkannter Abgrenzungsmerkmale schwierig. Im Extremfall ist dasselbe Produkt sowohl als NEM als auch als HMP und THMP im Verkehr. Problematisch ist auch, dass die NEM in ihrer Qualität sehr heterogen sind und ihre oft insuffiziente Deklaration eine Beurteilung erschwert. Auf europäischer Ebene sind in absehbarer Zeit weder Regeln zur eindeutigen Abgrenzung zwischen THMP und NEM noch spezifische Vorschriften zur Verwendung pflanzlicher Stoffe in NEM zu erwarten. Außerdem wurde die Bewertung der für Botanicals beantragten »General Function Health Claims« (§13.1 ClaimsV) vorerst auf Eis gelegt.

Auch künftig wird es daher eine Vielfalt an sehr unterschiedlichen Erzeugnissen geben, die häufig nicht nur für den Laien, sondern auch für den Fachmann mangels entsprechender Produktinformationen schwierig zu bewerten sind. Im Sinne des Verbraucherschutzes ist daher zunächst einmal mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von NEM zu fordern [1]. Denn eine wie bei AM übliche, sachgerechte Deklaration der pflanzlichen Inhaltsstoffe stellt die Basis für die Produktbewertung dar und liefert so eine Orientierungshilfe im Produktdschungel. Und nicht zuletzt fördert Transparenz auch die Qualität des Angebotes.

Literatur: [1] Hahn A, Alban S et al. Botanicals in Nahrungsergänzungsmitteln – Leitfaden für den Einsatz von pflanzlichen Zubereitungen. Basel, Freiburg: Karger; 2011