Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P1_7
DOI: 10.1055/s-0032-1312504

Gibt es den idealen BMI in Bezug auf die Mortalität bei onkologischen Patienten?

N Stobäus 1, K Norman 1
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie (einschl. Arbeitsbereich Ernährungsmedizin), Berlin, Germany

Fragestellung: Wir haben uns den Themenschwerpunkt des Kongresses „Gibt es den idealen BMI“ zum Anlass genommen und diese Fragestellung bei onkologischen Patienten in Bezug auf die Mortalität überprüft.

Methodik: Hierfür wurden 480 onkologische Patienten (268Männer; 61,0±12,1 Jahre) mit verschiedenen Tumorerkrankungen (GI-Trakt: 49%, Hämoblastose: n=16%, Geschlechtsorgane/Brust: 14,2%, Kopf/Hals: 7,5%, Lunge: 6,3%, andere: 7,1%) untersucht. Körpergewicht und Körpergröße wurden gemessen und der BMI berechnet. Außerdem wurde der Gewichtsverlust und der Karnofsky Index bestimmt. Die 1-Jahres-Mortalität wurde erfasst und eine ROC-Analyse durchgeführt, um den optimalen BMI in Bezug auf die Mortalität zu ermitteln. Die Güte des Grenzwertes für den BMI wurde anhand von Sensitivität und Spezifität beurteilt. Desweiteren wurde eine binäre logistische Regressionsanalyse durchgeführt, um die Bedeutung des BMIs unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Diagnose, Gewichtsverlust >5kg und Karnofsky Index für die Mortalität zu untersuchen.

Ergebnis: Der BMI lag durchschnittlich bei 24,6±4,4kg/m2 (13,6–41,5kg/m2), wobei 5,4% der Patienten untergewichtig, 51,9% normalgewichtig, 31,0% übergewichtig und 11,7% adipös waren. Innerhalb des 1-Jahres-Follow-up verstarben 204 Patienten. Die Mortalität lag bei 42,3% bei den untergewichtigen Patienten, 47,0% bei den Normalgewichtigen und 37,1% bei den Übergewichtigen und unterschied sich nur zwischen den Normalgewichtigen und Übergewichtigen (p=0,033). In der ROC-Analyse wurde ein BMI von 22,99kg/m2 als Grenzwert identifiziert (Sensitivität: 67,8%, Spezifität: 48,5%). Patienten unterhalb dieses Grenzwertes verstarben signifikant häufiger (52,7% vs. 36,0%, p<0,001). Signifikante Ergebnisse der Regressionsanalyse waren folgende: BMI <22,99kg/m2 (OR=2,15; 95%CI: 1,36–3,40; p=0,001), Alter (OR=1,03; 95%CI: 1,01–1,05; p=0,003), Tumor im Kopf/Hals-Bereich (OR=0,3; 95%CI: 0,09–0,94; p=0,04), fortgeschrittene Tumorerkrankung (OR=2,04; 95%CI: 1,26–3,30; p=0,003), Karnofsky Index (OR=0,96; 95%CI: 0,93–0,98; p=0,003) und Gewichtsverlust >5% (OR=1,76; 95%CI: 1,13–2,74; p=0,012).

Schlussfolgerung: Obwohl ein niedriger BMI ein Risikofaktor für die 1-Jahres-Mortalität darstellte, war in unserem Kollektiv an onkologischen Patienten kein idealer BMI in Bezug auf die 1-Jahres-Mortalität zu identifizieren, da die Sensitivität und Spezifität unzureichend waren.