Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - V1_1
DOI: 10.1055/s-0032-1312487

Body Mass Index pflegebedürftiger Senioren in Privathaushalten – Assoziationen mit dem Krankheitsstatus*

S Pohlhausen 1, K Uhlig 2, E Kiesswetter 3, R Diekmann 3, H Heseker 2, D Volkert 3, P Stehle 1, S Lesser 1
  • 1Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften – Ernährungsphysiologie, Universität Bonn, Bonn, Germany
  • 2Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany
  • 3Institut für Biomedizin des Alterns/Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany

Fragestellung: Aktuelle Daten aus Studien bei Altenheimbewohnern und geriatrischen Patienten zeigen ein hohes Risiko für Unterernährung und damit verbunden ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko; entsprechende Informationen über die Situation bei zu Hause lebenden pflegebedürftigen Senioren liegen bisher nicht vor. Ziel der vorliegenden Querschnittsstudie ist daher die Erfassung des BMI und die Analyse von Assoziationen zwischen BMI und einzelnen Krankheitsbildern bei häuslich gepflegten Senioren in Deutschland.

Methoden: Bei 341 Senioren (≥65 Jahre) mit Pflegestufe wurden Körpergewicht und Körperlänge standardisiert gemessen und der BMI berechnet. Der individuelle Krankheitsstatus wurde in einem face-to-face Interview erfragt. Assoziationen zwischen dem Krankheitsstatus und dem BMI wurden unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht identifiziert (Varianzanalyse; p<0,05).

Ergebnisse: Der mittlere BMI lag bei 28,2±6,2kg/m2; 4% der Probanden wiesen einen BMI <20kg/m2 auf. BMI-Werte waren signifikant negativ assoziiert mit steigender Pflegestufe (I: 29,1±6,4, n=206; II: 27,6±6,0, n=99; III: 25,1±4,5, n=36), dem Vorliegen von Demenz, Krankenhausaufenthalten im vergangenen Jahr, dem Vorliegen von Übelkeit/Erbrechen, Kau- und Schluckbeschwerden, einem abnehmendem Appetit sowie einem steigendem Grad an Hilfsbedarf beim Essen (siehe Tabelle). Keine Assoziationen mit dem BMI wurden für Krankheiten wie Schlaganfall, Atemwegserkrankungen, Gastritis, Krebs und chronischer Verstopfung, Diarrhoe oder Mundtrockenheit festgestellt.

Tab.: BMI in Abhängigkeit vom Krankheitsstatus

Teilnehmer (n)

BMI (kg/m2; MW±SD)

Demenz

Nein

231

29,2±6,7

Ja

122

26,3±4,8

Krankenhausaufenthalte im vergangenen Jahr

Nein

143

28,8±7,0

Ja

210

27,9±5,7

Übelkeit/Erbrechen

Nie/selten

291

28,6±6,5

Gelegentlich/meistens

61

26,4±4,5

Schluckbeschwerden

Nein

251

29,0±6,2

Ja

100

26,3±5,9

Schlussfolgerung: Zu Hause gepflegte Senioren haben ein geringeres Risiko für Untergewicht im Vergleich zu Heimbewohnern. Die negativen Assoziationen zwischen Krankheiten/körperlichen Beschwerden und dem BMI unterstreichen jedoch die Notwendigkeit, rechtzeitig Ernährungsinterventionen als Bestandteil der häuslichen Pflege durchzuführen.

*Finanzierung durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)