Rofo 2012; 184 - VO206_8
DOI: 10.1055/s-0032-1311086

Gibt es akute Hirnläsionen bei Ultramarathonläufern?

W Freund 1, C Billich 1, AP Wunderlich 1, BL Schmitz 1, U Schütz 1
  • 1Universitätskliniken Ulm, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm

Ziele: Hirnödem und Enzephalopathie sind als Folgen von Elektrolytentgleisungen gefürchtete Folgen von Marathonläufen. Ebenso sind reversible posteriore Encephalopathie und cerebrale Embolien beschrieben worden.

Da die Belastungen des Transeuropalaufs mit kontinuierlicher Abfolge von Laufetappen an 64 Tagen über insgesamt 4487km deutlich über denen eines gewöhnlichen Marathons liegen, sollte bei Teilnehmern mittels mobilem MRT das Auftreten von akuten Hirnläsionen untersucht werden. Methode: 15 Läufer wurden in die Studie eingeschlossen. Dabei sollte vor dem Lauf, nach etwa 2400 und nach etwa 4000km sowie ein halbes Jahr nach dem Lauf nach akuten und chronischen Hirnläsionen gesucht werden

Die Datenacquisition erfolgte in einem stationären und einem mobilen MRT (1,5 T Siemens Avanto) mit identischen Sequenzparametern mittels diffusionsgewichteter EPI und flüssigkeitsunterdrückter Inversionssequenz (FLAIR). Zwei Radiologen beurteilten unabhängig die Aufnahmen. Ergebnis: Von den 15 Teilnehmern (14Männer und eine Frau) schied einer aus persönlichen Gründen aus und einer brach aus orthopädischen Gründen den Lauf ab. Das Durchschnittsalter war 48,5 Jahre. Es fand sich kein Hirnödem und keine Diffusionsstörungen. Bei den Teilnehmern mit vollständigen Datensätzen fanden sich durchschnittlich 2,4 Läsionen in der FLAIR Wichtung vor dem Lauf, 2,3 bei der ersten Kontrolle nach gut 1000km und 2,0 nach gut 2000km (Veränderung der Läsionszahl nicht signifikant). Das mittlere Läsionsvolumen war unverändert. Schlussfolgerung: Obwohl akute Hirnläsionen schon bei einfachen Marathonläufen bekannt sind, und andere Daten eine zunehmende Hirnatrophie unserer Läufer während des Laufes gefunden hatte, wurden in unserer Population sehr gut trainierter Läufer trotz der extremen Laufbelastung keine Zunahme der Läsionslast gefunden. Es gab keine Hinweise für ein Hirnödem oder cerebrale Embolien. Anscheinend besteht bei guter Vorbereitung kein regelhaftes Risiko für akute Hirnläsionen durch Hyponatriämie oder Koagulopathie.

Keywords: MRT, Marathon, Hirnödem, Diffusionswichtung, FLAIR

Korrespondierender Autor: Freund W

Universitätskliniken Ulm, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Steinhövelstraße 9, 89075 Ulm

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