Rofo 2012; 184 - RKSP302_1
DOI: 10.1055/s-0032-1310641

Was erwartet der Rheumatologe von der Bildgebung?

H Kellner 1
  • 1Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und GastroenterologieKH Neuwittelsbach, Rheumatologie, München

Neben dem Labor ist die bildgebende Diagnostik das zweite diagnostische Standbein der Rheumatologie. Die Bildgebung ist Bestandteil der Primärdiagnostik, wird aber auch zu Verlaufskontrollen und in den letzten Jahren vermehrt zur Therapieüberwachung eingesetzt.

In der Frühdiagnostik setzt der Rheumatologe die Bildgebung ein um bildliche Korrelate für seine (Arbeits-)diagnose zu erhalten. Die erzielten Befunde können dabei frühzeitige strukturelle Veränderungen, z.B. bei der rheumatoiden Arthritis, oder überhaupt der Nachweis entzündlicher Veränderungen, die der klinischen Untersuchung nicht zugängig sind (z.B. Spondylitis, Sakroiliitis) sein. Sie dienen der frühzeitigen Diagnosesicherung und ermöglichen damit eine rechtzeitige Diagnose und eine umgehende Therapieeinleitung. Um dies zu erreichen, muss zum einen die der Fragestellung angemessene bildgebende Methode ausgewählt und definierte Untersuchungsprotokolle eingehalten werden. Wird die sonographische Diagnostik und z.T. auch die konventionelle Röntgendiagnostik vom behandelnden Rheumatologen initiiert und meist auch durchgeführt, ist der Rheumatologe bei nuklearmedizinischer Diagnostik (Skelettszintigraphie) und den modernen Schnittbildverfahren CT und MRT auf die Kompetenz des ausführenden Radiologen angewiesen. Im Zusammenspiel zwischen Rheumatologen und Radiologen sollte für den Patienten das aussagekräftigste und am wenigsten belastende Verfahren ausgewählt werde. Dies setzt auf rheumatologischer Seite grundlegende Kenntnisse der eingesetzten Methode, aber auch auf radiologischer Seite Wissen und Erfahrung im Umgang mit rheumatologischen Fragestellungen voraus. Die Lagerung eines rheumakranken Patienten im CT oder MRT, der notwendige Einsatz von Kontrastmitteln oder aber auch das simple Wissen, welche Gelenke oder Wirbelsäulenabschnitte bei welchen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bevorzugt betroffen sind, gehören zum Grundrüstzeug eines an der bildgebenden Diagnostik interessierten Radiologen. Dazu gehört auch das Wissen zum Verlauf der Erkrankung und ihrer bildmorphologischen Korrelate sowie wichtiger extraartikulärer Manifestationen entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen (Kollagenosen, Vaskulitiden etc.). Die Kommunikation zwischen Rheumatologen und Radiologen sollte sich dabei nicht auf einen unvollständige Fragestellung des Rheumatologen auf dem Überweisungsschein („V.a. Rheuma“) noch auf einen an der Fragestellung des Rheumatologen vorbeigehenden Befundung durch den Radiologen („ v.a.“ führt häufig zu „vereinbar mit“) beschränken. Nur das Wissen um die Fragen des Rheumatologen an die Bildgebung, d.h. den Radiologen, und umgekehrt die Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen der bildgebenden Diagnostik durch den Rheumatologen ermöglicht eine gute und aussagekräftige bildgebende Diagnostik in der Rheumatologie.

Lernziele:

Vermittlung von Kenntnissen wesentlicher klinischer Fragestellungen des Rheumatologen an die bildgebende Diagnostik

Korrespondierender Autor: Kellner H

Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und GastroenterologieKH Neuwittelsbach, Rheumatologie, Romanstr. 9, 80639 München

E-Mail: hk@prof-dr-kellner.de