Pädiatrie up2date 2012; 07(03): 220
DOI: 10.1055/s-0032-1310290
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fantasy-Computerspiel hilft Schülern mit Depressionen

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Publikationsdatum:
28. August 2012 (online)

Neuseeländische Wissenschaftler haben ein interaktives Computerspiel entwickelt, das depressive Symptome bei Jugendlichen reduzieren kann. Wie das Team um Sally N. Merry von der University of Auckland berichtete, ist das Spiel mindestens genauso wirksam wie eine klassische Verhaltenstherapie.

In dem Spiel „SPARX“ (smart, positive, active, realistic, X-factor thoughts) kann der Spieler sich mit einem Avatar durch eine Fantasiewelt bewegen, in der er verschiedene Abenteuer bestehen muss. Dabei lernt der Spieler unter anderem, Probleme zu lösen, mit Emotionen wie Angst und Schuldgefühlen umzugehen oder Entspannungstechniken einzusetzen. Ergänzt wird das Spiel durch Aufgaben, die in der realen Welt gelöst werden sollen – quasi als Hausaufgabe.

Die Wissenschaftler verglichen SPARX nun mit einer konventionellen Psychotherapie. An der Studie nahmen 187 Schüler im Alter zwischen 12 und 19 Jahren teil. Alle litten an einer Depression, waren jedoch nicht suizid- oder selbstverletzungsgefährdet. 94 Jugendliche erhielten das SPARX-Programm, 93 wurden in die Gruppe mit klassischer Therapie eingeteilt. Gemäß Per-Protocol-Analyse besserten sich die Symptome auf der Children‘s Depression Rating Scale – Revised bei den Computerspielern tendenziell stärker (p = 0,079): um durchschnittlich 10,3 Punkte, gegenüber 7,6 Punkten in der klassischen Therapiegruppe.

Zudem erreichten in der SPARX-Gruppe signifikant mehr Schüler eine Remission als in der Vergleichsgruppe (43,7 vs. 26,4 %, p = 0,03).

Die Ansprech- und Heilungsraten waren unter SPARX zwar höher, sie unterschieden sich statistisch aber nicht zwischen den Gruppen.

Das Computerspiel SPARX ist bei der Behandlung von Jugendlichen mit ­Depressionen einer klassischen Verhaltenstherapie nicht unterlegen. Es könnte daher vor allem für Schüler geeignet sein, die konventionelle Psychotherapien ablehnen.

Dr. Daniela Erhard, Stuttgart