Intensivmedizin up2date 2012; 08(04): 233-254
DOI: 10.1055/s-0032-1310132
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildgebende Verfahren zur abdominalen Diagnostik in der Intensivmedizin

Matthias Brüwer
,
Johannes Wessling
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Oktober 2012 (online)

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Kernaussagen

Bei Komplikationen nach größeren Bauchoperationen ist eine schnelle und suffiziente Diagnostik von entscheidender Bedeutung. Die wichtigsten bildgebenden Verfahren sind hierbei CT, CT-Angiografie, DS-Angiografie, Sonografie und Endoskopie. Die Verfahrenswahl hängt von der klinischen Situation ab. Die MRT spielt keine relevante Rolle. Zu den Kontraindikationen für die i. v. Gabe von nichtionischem Kontrastmittel (Allergie, Niereninsuffizienz) wird auf die aktuellen ESUR-Leitlinien verwiesen [31] [32]. Indikationsstellung immer anhand einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung, aus der sich eine eindeutig rechtfertigende Indikation ableiten lassen muss.

Klinische Ausgangssituation

Radiologische Diagnostik und Therapie

Anastomoseninsuffizienz

  • Durchleuchtungsuntersuchung mit oraler/rektaler Kontrastierung

  • bei zweifelhaftem Befund oder komplexer Fistelsituation ggf. anschließend native CT

Insuffizienz nach Pankreasresektion

  • Sonografie (Verhalt ja/nein)

  • Abdomen-CT mit oraler Kontrastierung zum Nachweis der Insuffizienz

  • ggf. sonografisch oder CT-gesteuerte Drainageneinlage

Nahtinsuffizienz nach Leber-/Gallenresektion

  • Sonografie (Verhalt ja/nein)

  • Abdomen-CT mit oraler Kontrastierung zum Nachweis der Insuffizienz

  • ggf. Sono- oder CT-gesteuerte Drainageneinlage

Ileus

  • Abdomenübersicht (Ileus ja/nein, Dünn oder Dickdarm, paralytisch vs. mechanisch)

  • Sonografie (Peristaltikmuster?)

  • CT, wenn nicht konklusiv oder Ursache unklar

Cholezystitis

  • Sonografie

  • CT bei Verdacht auf Komplikationen oder Aufdeckung anderer Ursachen bei sononegativem Befund

akute Mesenterialischämie

  • okklusiv: Sonografie nur bei proximalen Verschlüssen sinnvoll, sonst zügige CT-Angiografie

  • bei fehlenden Darminfarkten und < 72 h ggf. DS-Angiografie mit Thrombolyse oder mechanischer Rekanalisierung

  • sofortige explorative Laparotomie bei nachweisbaren Darminfarkten oder Peritonitis

gastrointestinale Blutung

  • Indikationsstellung interdisziplinär!

  • Endoskopie

  • bei Endoskopieversagen (ungünstige Lokalisation) primäre CT-Angiografie gefolgt von DS-Angiografie mit Embolisation

  • bei diesem Vorgehen immer Möglichkeit zur Operation vorhalten

vaskuläre Probleme nach Lebertransplantation

  • postoperativ Sonografie mit Doppler

  • bei eingeschränkter Beurteilbarkeit oder Verdacht auf Komplikationen Leber-CT

  • bei vaskulären Komplikationen (Anastomosenstenose, Pseudoaneurysma) DS-Angiografie

akute Pankreatitis

  • Sonografie

  • CT in den ersten 72 h nur, wenn klinisch oder laborchemisch keine sichere Diagnose möglich

  • CT insbesondere in der 2. Woche bei schwerem klinischem Verlauf

  • MRT hat keinen Stellenwert

  • bei leichtem und selbstlimitierendem Verlauf keine Indikation zur CT