Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 89-90
DOI: 10.1055/s-0032-1309315
Aktuell
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ischämischer Insult: Erfolgreiche Rekanalisation durch mechanische Thrombektomie

Further Information

Publication History

Publication Date:
11 April 2012 (online)

Bei einem akuten ischämischen zerebralen Insult bietet die endovaskuläre mechanische Thrombektomie eine alternative Behandlungsmethode zur Thrombolyse. I. Mourand et al. überprüften die Effektivität und Sicherheit eines solchen Verfahrens.

Die Autoren analysierten hierzu retrospektiv 40 konsekutive Patienten, die wegen eines akuten ischämischen Insults mit einer mechanischen Thrombektomie behandelt worden waren. Hierzu war das Thrombektomie „Catch Device“ (Balt, Montmorency, Frankreich) zum Einsatz gekommen, ein selbstexpandierendes Nitinol-Körbchen mit einem maximalen Durchmesser von 4 mm. Zunächst erfolgte eine diagnostische zerebrale Angiografie, anschließend die endovaskuläre Therapie unter systematischer Heparinisierung. Dabei war die Anzahl der Versuche, den Thrombus zu entfernen, pro okkludiertem Gefäß auf 5 beschränkt. Zusätzliche Therapieoptionen wie eine intravenöse oder intraarterielle Lyse, eine Angioplastie oder eine Stent-Implantation blieben der Entscheidung des Behandlers überlassen. Dabei war bei 37 Patienten (92,5 %) eine unterstützende Behandlung erfolgt einschließlich einer Lyse mit rtPA bei 36 Patienten. GIIb/IIIa-Inhibitoren wurden nicht verabreicht.

Die Studienkohorte bestand aus 18 Frauen und 22 Männern im Durchschnittsalter von 63,5 Jahren. Die verschlossenen Gefäße waren in 16 Fällen (40 %) die A. cerebri media, in 9 Fällen (22,5 %) die A. carotis interna, in 14 Fällen (35 %) die A. basilaris und in 1 Fall (2,5 %) die A. vertebralis. Der mittlere NIHSS-Score (NIHSS = National Institutes of Health Stroke Scale) vor der Prozedur betrug 18, die durchschnittliche Zeit vom Symptombeginn bis zum Eingriff 440 min. Insgesamt gelang bei 65 % der Patienten (26 /40) eine erfolgreiche Rekanalisation (TIMI 2 – 3), davon in 32,5 % der Fälle (13 /40) TIMI 2 und in ebenfalls 32,5 % der Fälle TIMI 3. Dabei unterschieden sich die Erfolgsraten bei A. cerebri media und A. carotis interna mit 69 % (11 /16) vs. 44 % (4 /9) deutlich. Komplikationen, wie eine Fragmentation des Thrombus mit distaler Embolie oder Vasospasmen, traten bei 6 Patienten (15 %) auf, hatten aber keine klinische Konsequenz. 24 h nach dem Eingriff zeigte sich bei 7 von 39 Patienten (18 %) eine symptomatische Blutung, die bei 6 intraparenchymal war. Insgesamt verstarben 6 der 7 Patienten mit symptomatischer Blutung. Eine asymptomatische Blutung trat bei 12 Patienten (31 %) auf. Nach 90 Tagen fand sich bei 14 von 36 Patienten mit vorliegenden Daten (39 %) eine gutes funktionelles Ergebnis, die Krankenhausmortalitätsrate lag bei 37,5 % und die 90-Tages-Mortalität bei 41 %.