Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - A25
DOI: 10.1055/s-0032-1309218

Chemotherapie-induzierten Neutropenien in Mammakarzinompatientinnen, die sequentiell Anthrazykline und Taxane erhalten

C Staudigl 1, B Anker 1, A Fink-Retter 1, CF Singer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien

Fragestellung:

Viele Patientinnen mit Brustkrebs leiden als Folge der Chemotherapie an chemotherapie-indzuierten Neutropenien. Diese sind ein wesentlicher Risikofaktor für die infektassoziierte Morbidität und Mortalität und erfordern häufig Dosisreduktion und Verschiebung des nächsten Chemotherapiezykluses. Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktoren (G-CSF) sind eine effektive Methode um das Auftreten von Febrile Neutropenien (FN) sowie Grad 3 und 4 Neutropenien zu verringern.

Methoden:

Retrospektive Chartanalyse von 86 Patientinnen, die eine Anthrazyklin-basierende Chemotherapie (4 Zyklen Epirubicin 90mg/m2 + Cyclophosphamid 600mg/m2 (EC) gefolgt von 4 Zyklen Docetaxel (Doc) 100mg/m2) sowie FN Prophylaxe mit Pegfilgrastim an der Universitätsfrauenklink Wien erhalten haben. Wir untersuchten die Häufigkeit von FN, die Inzidenz von Grad 3/4 Neutropenien, die Anzahl der notwendigen Hospitalisierungen sowie Antibiose und Dosisreduktionen.

Ergebnisse:

86 Patientinnen erhielten 366 (55%) Chemotherapiezyklen mit FN Prophylaxe durch Pegfilgrastim: 169 (46%) Zyklen EC und 197 (54%) Zyklen Doc. Insgesamt wurden 51 Fälle von Grad 3/4 Neutropenien diagnostiziert. Signifikant häufiger bei EC –32 (19%) von 169 Zyklen im Vergleich mit Doc 19 (10%) von 197 Zyklen (p=0,0105, Fisher's exact test). Bei 0,9% der Zyklen (n=3) wurde eine FN festgestellt (1 (0,6%) bei EC, 2 (1%) bei Doc). Aufgrund einer ausgeprägten Neutropenie war nach 12 (3,2%) Zyklen eine Antibiose erforderlich, nach 5 (1,3%) Zyklen mussten die Patientinnen stationär behandelt werden. Dosisreduktionen waren bei 11 (3%) der Zyklen notwendig.

Schlussfolgerung:

Primäre FN Prophylaxe mit Pegfilgrastim ist mit einer niedrigen Rate an Grad 3/4 Neutropenien und FN vergesellschaftet. Im Gegensatz zu den in der Literatur beschriebenen Daten kommt es in dieser Studie bei sequentieller Verabreichung von EC gefolgt von Doc bei der Gabe von Anthrazyklinen signifikant häufiger zur Grad 3/4 Neutropenien als bei Taxanen.