Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P59
DOI: 10.1055/s-0032-1309153

Komplikationsloser geburtshilflicher Verlauf nach kombinierter Pankreas-, Nieren- und Leber-Transplantation: Zwei Fallberichte

A Koch 1, G Huber 1, S Farkas 2, H Schlitt 2, B Banas 3, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg, St. Hedwig, Regensburg
  • 2Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg
  • 3Klinik für Innere Medizin II, Klinikum der Universität Regensburg

Zielsetzung: Schwangerschaften nach Transplantation zählen aufgrund der erhöhten Komplikationsgefahr und des komplexen internistischen Status zu den Hochrisikofällen in der Perinatalmedizin und erfordern die enge Zusammenarbeit zwischen Geburtshelfern, Internisten und Transplanteuren. Dies sei an vorliegenden Fallberichten einer 31-jährigen II Gravida I Para drei Jahre nach kombinierter Pankreas-Nieren-Transplantation und einer 30-jährigen I Gravida Nullipara dreizehn Jahre nach Lebertransplantation illustriert.

Patientinnen und Resultate: Aufgrund terminaler Niereninsuffizienz bei Diabetes mellitus Typ I wurde die erstgenannte Patientin in unserem Zentrum kombiniert Pankreas-Nieren transplantiert. Sie stellte sich nach spontaner Konzeption in der 10. SSW in unserem Zentrum für Perinatalmedizin vor. Die bestehende Immunsuppression mittels Mycophenolat und Tacrolimus wurde daraufhin auf Cyclosporin (mit einem Zielspiegel von 60–100ng/ml) und Azathioprin umgestellt. Der Schwangerschaftsverlauf wurde durch regelmäßige Fetometrie-, Doppler und CTG-Kontrollen überwacht und die Transplantatfunktion durch laborchemische und sonografische Kontrollen gesichert. Bei unauffälligem Schwangerschaftsverlauf und optimaler Transplantatfunktion wurde in der 39. SSW die primäre Sectio caesarea vorgenommen und die Patientin von einem 2035g schweren Mädchen entbunden. Der prä-, intra- und postpartale Verlauf gestaltete sich sowohl von mütterlicher als auch von kindlicher Seite weitgehend unauffällig.

Die Erstvorstellung der Patientin nach Lebertransplantation erfolgte mit 23+5 SSW. Bei M. Wilson und fulminantem Leberversagen im August 1998 wurde bei ihr die Lebertransplantation durchgeführt. Die immunsuppressive Medikation besteht aus Tacrolimus 0,5mg alle zwei Tage. Bis auf eine leichtgradige Thrombozytopenie gestaltete sich der Schwangerschaftsverlauf unauffällig.

Diskussion: Die Rate an geburtshilflichen Komplikationen wie Präeklampsie, Gestationsdiabetes, Infektionen und Frühgeburtlichkeit ist bei Organtransplantierten erhöht, ebenso das Risiko einer Organabstoßung. Weitere multiple fetale Nebenwirkungen unter immunsuppressiver Medikation sind möglich. Die Planung des Zeitpunkts des Schwangerschaftseintritts, das internistische und geburtshilfliche Betreuungsausmaß während Schwangerschaft bis hin zur Geburtsplanung ist daher individuell zu treffen, um eine größtmögliche Risikoreduktion zu erreichen.